Amerikas Schulwirklichkeit
Inside America
94 Prozent der Schüler an der Hanna High School in der südtexanischen Stadt Brownsville sind mexikanischer Abstammung. Drei Viertel der Schüler stammen aus Familien mit unterdurchschnittlichem Einkommen - Sprengstoff für das Zusammenleben im Schulalltag. Die österreichische Regisseurin Barbara Eder hat darüber ihr Spielfilmdebüt "Inside America" gemacht.
8. April 2017, 21:58
Kultur aktuell, 08.02.2010
Drogenprobleme, fanatischer Waffengebrauch, die Bildung von Gangs, Arbeitslosigkeit, Gewaltausbrüche, rassistisch motivierte Konflikte zwischen Weißen und der aus mexikanischen Immigranten bestehenden Bevölkerungsmehrheit - das sind nur einige der Probleme, die den Alltag der rund 170.000 Einwohner zählenden Stadt Brownsville im Süden von Texas prägen.
Wer an der örtlichen High School beispielsweise während des Unterrichts auf die Toilette gehen will, muss den am Gang patrouillierenden Sicherheitskräften eine schriftliche Erlaubnis zeigen.
Gesellschaftliche Spannungen
Die österreichische Regisseurin Barbara Eder hat einige Zeit in Brownsville gelebt und die dortige High School besucht. Sie porträtiert die Schule als Mikrokosmos, in dem sich die Spannungen im Zusammenleben einer ganzen Stadt widerspiegeln, also zwischen Latinos und Weißen, zwischen arm und reich. Am Beispiel von sechs Figuren, also Schülern und damit auch sechs jugendlichen Laiendarstellern, zeigt Barbara Eder nicht nur die Unterschiede der Gesellschaftsschichten auf, sondern auch die Unterschiede zwischen Traum und Wirklichkeit.
Denn allmorgendlich legen die Schüler einen Treueschwur auf die Nation ab, träumen von Wohlstand, von Familie und vom Geldverdienen. "Gerade bei Immigranten gibt es ein ausgeprägtes Bedürfnis nach dem 'Amerikanischen Traum'."
Short Cuts
Durch eine nicht chronologische Anordnung von kurzen, semidokumentarischen Erzählstücken verdichtet Barbara Eder in "Inside America" nachhaltig die gesellschaftlichen Widersprüche, etwa wenn die junge Aimee aus reichem Hause und mit Ambitionen für die örtliche Miss-Wahl einen Schminkkurs besucht, während sich die Mexikanerin Patty mit ihrer Leseschwäche plagt.
Barbara Eder hat ihren Status als Insiderin wahrlich genutzt, um mit einem sehr persönlichen Blick jene Tragödien zu erschließen, die sich der Kriminalstatistik entziehen. "Inside America" bedeutet so vor allem, dass viele Menschen draußen bleiben müssen.