Vom Tanz zum Sprechtheater

Theresa Langer, Schauspielerin

Begonnen hat sie mit Tanz: Theresa Langer, Jahrgang 1983, die seit 2004 am Wiener Reinhardt Seminar Schauspiel studiert. Zuletzt war die gebürtige Deutsche in Meggenhofen zu sehen. 2009 wird sie die Titelrolle in Strindbergs "Julie" am Seminar spielen.

"Der Weg zum Theater war bei mir ein langer. Zunächst begann es mit dem Tanzen, wo ich eine Dorf-Ballettschule besuchte. Dann lernte ich in Stuttgart weiter, wo es schon professionell wurde. Und diese Ausbildung war ausschlaggebend für meinen Bezug zur Bühne, zu Kunst und Ausdruck.

Das veränderte sich nochmals, als ich nach Frankreich kam. Denn dort hatte ich das Glück, an einem staatlichen Gymnasium in eine Klasse mit dem Schwerpunkt Theater und Schauspiel zu kommen. Das gibt es ja in Deutschland viel weniger. Dort hatte ich nun Schauspiel-Unterricht und wir besuchten gemeinsam Aufführungen in Lyon. Dann folgte das sehr wichtige Projekt 'TheaterTotal' in Bochum. Danach hatte ich in Wien mein Vorsprechen - und wurde hier aufgenommen", erzählt Theresa Langer, Jahrgang 1983, die aus Schwäbisch-Hall in Deutschland stammt.

Seit 2004 studiert sie am Max Reinhardt Seminar in Wien Schauspiel und wird im Juni 2009 abschließen.

Nach einer redaktionellen Tätigkeit in der deutschen Kajakzeitschrift "KANUmagazin" und zahlreichen Reisen, entschloss sich die junge Nachwuchs-Schauspielerin für das Projekt "Theater Total" in Bochum, das sie mit einer abschließenden Deutschland-Tournee abschloss. In diesem Rahmen spielte Langer rund 30 Mal die Warja in Tschechows "Der Kirschgarten".

Die Lust am Spielen

"Es ist die Freude daran, eine Geschichte zu erzählen - und wenn ich auch noch den Zuschauer berühren darf, dann ist es großartig", erläutert Theresa Langer ihren Zugang zum Schauspielen.

Hang zu tragischen Charakteren

"Der Zugang zu den tragischen, geknickten Frauen, fällt mir leichter. Dazu habe ich einen Hang. Ob es nun die Sonja im 'Kirschgarten' oder die Warja im 'Kirschgarten'. Nebst den verlassenen, Mannlosen Diven", so Langer über ihre Affinität zu tragischen Rollen.

Von Sophokles bis Jelinek, ...

Im Rollen-Unterricht erarbeitet hat die Nachwuchs-Schauspielerin von der Antigone von Sophokles bis zuletzt das Dornröschen in Elfriede Jelineks "Prinzessinnen Dramen".

"Das Dornröschen war ein Herzensprojekt. Ich habe diesen langen Dialog meiner Rollen-Lehrerin Grazyna Dylag vorgeschlagen. Und mich dann in wochenlanger Kleinarbeit damit auseinandergesetzt, ihn zusammengestrichen und einen Monolog erarbeitet. Wir haben dann noch lange daran gearbeitet, bis wir Jelinek verstanden haben. Abschließend hatte ich ein erfolgreiches Rollenvorspiel. Bei dieser Rolle habe ich das Gefühl, dass sie von Grund auf aus und von mir kam", berichtet die junge Schauspielerin.

... von Shakespeare bis "Gefährliche Liebschaften"

Gespielt hat Theresa Langer bisher von der Hermia in Shakespeares "Sommernachtstraum" bis zu Smeraldina/Beatrice in Goldonis "Diener zweier Herren". Als ihre bisher wichtigste Arbeit am Reinhardt Seminar bezeichnet sie de Laclos' "Gefährliche Liebschaften" in der Regie von Katja Lehmann, die im Jänner 2008 Premiere hatte.

"Ich hatte ein Jahr pausiert und bin mit diesem Stück wieder eingestiegen am Seminar. Es war eine ganz tolle, spannende Arbeit mit Katja Lehmann und dem Team", berichtet Langer begeistert über diese Produktion, mit der Katja Lehmann ihre Diplominszenierung absolvierte.

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Mit Goldoni in Meggenhofen

Zuletzt spielte Theresa Langer im Rahmen eines Gastspiels im "Theater im Bauernhof" in Meggenhofen in Oberösterreich in Goldonis "Diener zweier Herren".

"Es war ein wunderbares Gastspiel, weil die ganze Produktion, die wir für das Schlosstheater Schönbrunn erarbeitet hatten, dort völlig aufging und viel besser hinpasste."

Strindbergs "Fräulein Julie" 2009

Im März 2009 wird Theresa Langer am Seminar in der Regie von Christine Mattner in der Titelrolle von Strindbergs "Fräulein Julie" zu sehen sein.

Auch Interesse am Film

"Natürlich reizt mich dieses Medium und ich würde gerne einmal einen Film machen. Aber ich habe keine Erfahrung und muss da noch viel lernen. Es ist ein langer Weg", stellt die junge Schauspielerin, die bei Michaela Rosen einen Film-Workshop absolviert, fest.

Wunsch nach Fixengagement - aber nicht um jeden Preis

"Ich gehe gerne an ein mittleres Haus, an ein etwas größeres Haus - aber nicht an ein ganz kleines Theater. Ohne überheblich sein zu wollen - aber ich weiß von vielen Kolleginnen und Kollegen, dass sie dort nicht glücklich sind", präzisiert Langer ihre beruflichen Vorstellungen. Langers Vorsprech-Termine fallen übrigens in einen spannenden Zeitraum: in der nächsten Saison wechseln etwa zehn Intendanzen im deutschsprachigen Raum.

"An erster Stelle stehen für mich die Menschen, mit denen ich zusammenarbeite - von den Kollegen, der Regie bis zur Intendanz. Da sind das Einkommen oder eine attraktive Stadt nur sekundär für mich. Ich hoffe, dass ich bis zum Abschluss meines Studiums den Mut und die Kraft habe, jenen Platz zu suchen, der für mich der richtige ist. Sonst schlage ich mich lieber frei durch oder versuche es mit Stückverträgen."

Töchterchen Lilli Valentina als Herausforderung

Viel zu ihrer Entwicklung hat ihre kleine Tochter Lilli Valentina, die nun zwei Jahre alt ist, beigetragen, erzählt Theresa Langer, deren Partner ebenfalls am Seminar studiert:

"Ich bin ein Jahr ausgestiegen und studiere nun weiter. Die Lehrer waren sehr verständnisvoll und haben uns viel geholfen. Kind und künstlerischer Beruf sind nicht einfach zu vereinbaren."

Den richtigen Weg finden

Derzeit bereitet sich die junge Nachwuchs-Schauspielerin vor allem auf das kommende Intendanten-Vorsprechen im Herbst vor.

Welche Zukunftswünsche hat die junge Künstlerin? "Dass ich nie die Freude am Spielen verliere und den Mut aufbringe aufzuhören, wenn ich merke, dass es in die falsche Richtung geht. Ich wünsche mir, dass mich dieser Beruf, der ja ein Sich-verbrennen-lassen fordert, nicht zerstört - und ich glücklich bin", so Theresa Langer.

Die Ö1 Talentebörse ist ein Kunstförderprojekt mit Unterstützung der Bank Austria

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