Helmut Berger bei der Berlinale

Comeback einer "Ikone"

Helmut Berger wurde durch seine Filme mit Luchino Visconti wie "Ludwig II." und "Gewalt und Leidenschaft" bekannt. Derzeit ist er bei der Berlinale zu Gast, wo er Peter Kerns Film "Blutsfreundschaft" präsentiert, in dem er die Hauptrolle spielt.

Egoismus gehört dazu

Im Zentrum von "Blutsfreundschaft" steht ein schwuler Alt-Nazi, der einen jugendlichen Neonazi nach einem Zwischenfall bei sich untertauchen lässt, weil dieser ihn an seine große Liebe aus der NS-Zeit erinnert. Peter Kern hat die Geschichte des 16-jährigen Axel, der aus seinem feindseligen Elternhaus in die scheinbare Geborgenheit einer Neonazi-Gruppe flüchtet, im Stile eines Fernsehspiels aus den 1970er Jahren inszeniert und bricht sie immer wieder ironisch und mit musikalischen Einlagen.

"Als ich das Drehbuch eingereicht habe, hat man mir gesagt, das kann man nicht verfilmen, es gibt keine Neonazis in Österreich", erzählte Peter Kern in einem Interview. "Ich kann sagen, es gibt sie wohl, wir haben drei Jahre lang recherchiert, die stellen sich nur anders dar - sie tragen heute Anzüge und Krawatte."

Erstmals in Low-budget-Film

In einer Hauptrolle des Films ist Kinolegende Helmut Berger als 80-jähriger halbjüdische Wäschereibesitzer Gustav zu sehen, der den hin- und hergerissenen Axel nach einer blutigen Mutprobe bei sich aufnimmt. "Ich habe ihn in Salzburg kennengelernt, wissend dass es sich um eine Ikone handelt", so Peter Kern. "Ich habe ihm gesagt: ich möchte nur, dass Sie all das machen, was sie selber wollen - und das hat er gemacht."

Die Zusammenarbeit mit Peter Kern funktionierte nicht ganz so, wie Berger es sich vorgestellt hatte, denn "Blutsfreundschaft" war der erste Low-Budget-Film, den er drehte. Dank guter Mitarbeiter, die ihn immer wieder aufbauten, klappte aber dann doch alles, erzählt Berger Gernot Zimmermann im "Künstlerzimmer". "Man braucht immer gute Mitarbeiter, man braucht keine Mitarbeiter, die dir den Arsch lecken sozusagen" und immer recht geben, meint Berger. Man müsse sich eben auch die Kritiker anhören.

Schauspielen ist "Masturbation"

Helmut Berger bezeichnete sich selbst oft als "Witwe Luchino Viscontis". Zwölf Jahre hatte er an der Seite des großen italienischen Filmregisseurs als dessen Lieblingsschauspieler und Geliebter verbracht. In Filmen wie "Hexen von heute" (1966), "Die Verdammten" (1969) und "Ludwig II." (1972) wurde er zum Star der Cinecittà. Nach Rom war er eigentlich des dolce vita wegen gekommen, "arbeiten und sich amüsieren" war sein Ziel, wie er erzählt, "nicht nur arbeiten und dann grübeln".

Mittlerweile nennt er die Kamera "die einzige Liebhaberin, die ich habe. Ich merke, ob sie mich mag oder nicht mag." Denn schauspielen sei eine Art Masturbation, so Berger, "jetzt bist nur du dran, und dann musst du den Orgasmus bekommen und nach dem Orgasmus kriegst du deinen Applaus von den Leuten hinter der Kamera."

"Sympathischer" Otto Schenk

Geboren wurde Helmut Steinberger, wie er eigentlich heißt, am 29. Mai 1944 in Bad Ischl. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Salzburg, arbeitete später in Paris und London zunächst als Dressman und Fotomodell und wirkte auch schon in Werbespots mit. Zwischen 1964 und 1966 absolvierte Berger in London ein Studium an der Central Drama School, machte jedoch keinen Abschluss.

Erste Leinwanderfahrungen sammelte er als Statist und mit kleineren Rollen in der Filmmetropole Cinecittà, wurde dann 1966 das erste Mal von Luchino Visconti mit einer kleinen Rolle im Film "Hexen von heute" besetzt.

Visconti übertrug ihm 1969 die Rolle des bisexuellen Martin von Essenbeck in "Die Verdammten", und Berger wurde für seine Leistung mit dem Golden Globe als "Bester Nachwuchsdarsteller" ausgezeichnet. 1972 vertraute ihm Visconti die schwierige Rolle des schizophrenen Bayernkönigs Ludwig II. an.

Bergers erste deutsche Kinoproduktion war 1973 Otto Schenks Arthur Schnitzler-Adaption "Reigen". Diesen Film habe er sehr gerne gemacht, weil er Otto Schenk sehr sympathisch finde, so Berger.