Stationen auf einer Reise durch das Land der Mitte

Dickbauchbuddha sucht Seelenzuflucht

Hangzhou am vielgerühmten Westsee gilt als der Inbegriff chinesischer Lebenskultur. Im "Tempelkloster der wunderwirkenden Weltferne" lachen die Dickbauchbuddhas seit Jahrhunderten für ein glückliches und sorgenfreies Leben.

Scheiße, haben wir um der Freiheit willen die Kontrolle verloren, oder ist die Freiheit selbst ein Kontrollverlust? Marx war ein großer Mann, er sagte, wirkliche Freiheit gründe sich auf das Wissen um das Wesen der Welt. Ich weiß, es gibt eine Grenze die ich nie erreichen werde. Was ist Wahrheit? Sie ist eine Art Luft, ich spüre ihre Ankunft, fühle ihren Atem, kann sie jedoch nicht greifen. Die Zeit rast dahin, wie oft mag ich an der Wahrheit schon vorbeigegangen sein?

Die chinesische Autorin Mian Mian ist die Chronistin des harten Lebens im modernisierungswütigen Shanghai. Die Erzählung "Lalala" ist in China verboten und in Europa zum Kultbuch geworden. In "Lalala" schildert Mian Mian das Leben zwischen Sex, Drogen und Rockmusik. Vor einigen Jahren machte die chinesische Zentralregierung Shanghai zum Fokus ihrer Entwicklungsaktivitäten.

Kein Geist darf ins Teehaus

Das traditionelle China ist in Shanghai nur mehr an wenigen Orten zu finden. An der Uferpromenade, dem Bund, erinnern prächtige Kolonialgebäude an die Blütezeit der Stadt Anfang des 20. Jahrhunderts. Damals war die Stadt Tummelplatz europäischer Geschäftemacher, die sich ihr Luxusleben hauptsächlich durch den Opiumhandel finanzierten.

Noch heute suchen chinesische und ausländische Touristen in den wenigen Straßenzügen der Altstadt von Shanghai das klassische China. Die Massen winden sich über die Zickzackbrücke vorbei an einem der ältesten Teehäuser Chinas.

Hangzhou erwacht

Als Inbegriff der chinesischen Lebensart gilt das 200 Kilometer von Shanghai entfernte Hangzhou. Um sieben Uhr morgens ist die Stimmung auf der Uferpromenade des Westsees bei Hangzhou beschaulich-meditativ. China erwacht hier zu lateinamerikanischen Klängen, untermalt vom Flügelschlag der Zikaden. Eine Gruppe von Frauen in hohen Schuhen tanzt anmutig zur Musik aus dem Kassettenrecorder. Ein Spaziergänger gesellt sich zu den zarten Frauen, und bald wiegen sie sich gemeinsam im Rhythmus der Musik.

Legenden vom Westsee

Der malerische Westsee ist Gegenstand von Legenden und Geschichten - wie jener von der weißen Schlange, die sich aus Liebe zu einem jungen Mann in eine Frau verwandelte. Ein Mönch lüftete ihr Geheimnis und ließ sie unter einer Pagode am Seeufer einmauern.

Der Westsee ist sechs Quadratkilometer groß und nur eineinhalb Meter tief. Promenaden, Teehäuser, Pagoden und Dämme prägen das klassisch chinesische Bild des Sees. Über das Wasser gleiten Ausflugsboote. Legendär sind die Feste der Literaten, die in der Nacht mit Holzbooten bei den Inseln anlegten, dichteten, Wein tranken und Mondkuchen aßen.

Ausflug am Li-Fluss

Freundlich und sanft ist die Landschaft von Guilin. Der Weg zur Bootsablegestelle führt durch saftig grüne Landschaft zwischen den charakteristischen Spitzbergen hindurch. Auf der Landstraße trotten Wasserbüffel und Rinder. Die Wasserbüffel haben ein geruhsames Leben. Zum Einsatz auf den Reisfeldern von Guilin kommen sie nur je zwei Wochen im April und im August.

Eine Flotte von Ausflugsbooten schlingert an der Ablegestelle im schlammbraunen Fluss und eine Meute von Touristen drängt sich in dem geräumigen Souvenirladen. Die Schaulustigen verteilen sich auf die verschiedenen Boote, die nacheinander ablegen.

Das Ufer des Li-Flusses säumen Kampferbäume, Zypressen und Phönixbambusse. Aus den Rissen im Kalkstein der Kegelberge wachsen Bäume und Büsche. Mais, Mandarinen, Orangen und Pomelos werden auf den fruchtbaren Feldern angebaut. Der chinesische Dichter Han Yu verglich den Li-Fluss mit einem grünen Seidenband und die Berge von Guilin waren für Han Yu Haarnadeln aus Jade. Nach den in der Regenzeit häufigen Wolkenbrüchen verwandelt sich der Fluss in eine braune Schlammlawine.

Chinesische Spezialitäten am Markt von Guilin

Auf den Markt von Guilin verirren sich nur wenige Ausländer. Am Markt kann man sich mit chinesischen Spezialitäten vertraut machen. Garküchen bieten essfertige Spezialitäten, wie Zong Zi an. Zong Zi sind klebriger Reis, der mit gehacktem Fleisch, Bohnen oder Esskastanien vermischt und in Bambusblätter gewickelt wird. Mit Reisstroh werden die Zong Zi zu kleinen Paketen zusammengebunden und drei bis fünf Stunden im Wasser gekocht. An den Ahnengedenkfesten liegen sie mit Schnaps bei den Grabsteinen.

Viele Chinesen essen die Zong Zi auch als Snack unterwegs. Sie wickeln die Reismischung aus ihrer Bambushaut und führen sie sich schlürfend und schmatzend zu Gemüte. Für westliche Sinnesorgane ist der Anblick und Geruch von getrocknetem Fisch, Schweine-, Rinder-, Enten-, Hühner- und Hundefleisch schwer zu verkraften.

Ästhetischer und weniger übel riechend ist die Gemüseabteilung in den überdachten Markthallen. Süßkartoffelnudeln und über dem Feuer getrocknete Garnelen, die mit Sauerkraut serviert werden, werden hier angeboten. Grüne und rote Paprika, Melanzani, Kürbisse, Broccoli, frischer Ingwer, Erbsenschoten, Karotten, Sellerie und verschiedene Lauchgewächse sind feinsäuberlich auf Tischen angeordnet.

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