Im Zeichen Afrikas

Linzfest 2010

Das Linzfest am 23. und 24. Mai steht heuer ganz im Zeichen Afrikas. Rund 50 Veranstaltungen setzen sich mit dem vielfach unbekannten Kontinent auseinander.

Kulturjournal, 21.05.2010

Der Musiker, Dichter und Aktivist Comrade Fatso ist eine der mutigen Stimmen Zimbabwes, die sich gegen Langzeitdiktator Robert Mugabe erheben. Er ist der Held einer frustrierten Jugend, deren Probleme er unverblümt beim Namen nennt, wenn er über fehlende Perspektiven, über das Leben in der Kriminalität und die Angst vor staatlicher Repression singt.

"Er greift damit die herrschenden Zustände in Simbabwe frontal an", sagt Peter Kuthan, Obmann der NGO "Arge Zimbabwe Freundschaft" und künstlerischer Berater beim diesjährigen Linzfest, "dass Hunderttausende unter Hunger leiden müssen aufgrund einer verfehlten Agrarpolitik; oder er kritisiert die Kampagne der Regierung vor einigen Jahren 'Weg mit dem Deck', wo die ganzen informellen Händler, Straßenverkäufer usw. verjagt worden sind." Deswegen werde er verfolgt und im staatlichen Fernsehen und Rundfunk nicht gespielt, so Kuthan weiter.

Gesellschaftskritik erwünscht

Im Rahmen von zwei Festivaltagen werden heuer rund 160 Musikerinnen und Musiker von Algerien bis Südafrika vertreten sein.

"Wir haben ganz bewusst solche Künstlerinnen und Künstler eingeladen, die auch politische Statements, gesellschaftskritische Inhalte bringen", sagt Festivalleiterin Gerda Forstner. "Für uns war es wichtig, kein Afrika-Folklore-Idealisierungsfest zu machen und andererseits aber auch keine Charity-Spenden-Afrika-Hilfsaktion mit dem Fest in Verbindung zu bringen."

"Du bist, was du bist aufgrund von anderen"

Ganz bewusst bewegt sich das diesjährige Linzfest auch im Spannungsfeld von urbanen Klängen aus den Metropolen Afrikas und der traditionellen Musik im ländlichen Raum.

Die westafrikanische Gruppe Les Cinq Frères rund um den Belafon-Spieler Louis Sanou etwa wird ebenfalls beim Linzfest zu Gast sein und ursprüngliche Stile präsentieren. Seine Musik sei sehr traditionell, findet Sanou. Nicht zuletzt soll es beim diesjährigen Linzfest auch darum gehen, das Lebensgefühl eines facettenreichen Kontinents spürbar zu machen.

"Gerade in Zeiten wie diesen, wo bei uns aus einem übersteigerten Individualismus die Konkurrenz sehr stark in den Vordergrund gestellt worden ist in den letzten Jahren, ist in Afrika viel stärker das Prinzip der Solidarität - nach dem Motto: Du bist, was du bist aufgrund von anderen", so Kuthan.

Rund 50 Veranstaltungen

Neben einigen Begegnungsprojekten, wenn etwa der österreichische Akkordeonist Otto Lechner auf zwei Zumari-Bläser aus Zanzibar trifft, wird vor allem das Konzert des Blues-Musikers Bassekou Kouyaté aus Mali mit großer Spannung erwartet.

Das Linzfest startet am Sonntag, 23. Mai 2010 im Donaupark. Rund 50 Konzerte und Rahmenveranstaltungen sollen zwei Tage lang die musikalische Stilvielfalt Afrikas präsentieren, ohne gängige Klischees zu bedienen.

Textfassung: Ruth Halle

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Linzfest 2010, 23. und 24. Mai 2010

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