Internes BP-Papier

Noch mehr Öl: 16 Mio.Liter pro Tag

Immer unvorstellbarer werden die Zahlen von der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko: Bis zu 16 Millionen Liter Rohöl könnten sich täglich an der Unglücksstelle ins Meer ergießen. Das besagt ein internes BP-Papier, das jetzt aufgetaucht ist. Diese Menge stellt alle bisher genannten Zahlen in den Schatten.

Morgenjournal, 21.06.2010

"Zeit für ein Wunder"

Nun rufen manche Einwohner Louisianas nach Hilfe von ganz oben. Mitchell Hescox ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Wanderprediger. Der Pastor durchquert gerade zu Fuß Mississippi und Louisiana. Und während dieser ganzen Zeit singt er zu seinem Herrn Jesus Christus oder betet diesen an – um Hilfe , wegen der Ölpest. Pastor Hescox tut also genau das, wozu die offizielle Politik in Louisiana am Sonntag ausgerufen hat: Man möge das Gebet in Richtung Himmel schicken an diesem Tag des Herrn. Im Kongress von Louisiana wurde einstimmig entschieden – Sonntag ist der "official prayer day", der offizielle Bettag für die Katastrophe. "Die Bemühungen der Sterblichen waren fruchtlos", schieb etwa Senator Robert Adley, nun sei es Zeit für ein Wunder.

Ölmenge verhundertfacht

Dieses ist freilich am 63. Tag der Ölpest noch nicht in Sicht, ganz im Gegenteil. Ein internes Papier von BP, in dem der Konzern den schlechtesten Fall durchrechnet, also das "worst case scenario", spricht von möglichen 100.000 Barrel Rohölaustritt pro Tag, das wären rund 16 Millionen Liter. Wie sich die Proortionen doch verschoben haben – zu Beginn der Katastrophe sprach BP noch davon, dass es sich um etwa 1.000 Barrel handeln würde – also ein Hundertstel dessen, was nun als möglich angenommen wird.

Dennoch weiterbohren?

Immer lauter werden unterdessen die Stimmen, die Präsident Obama auffordern, das sechsmonatige totale Bohrverbot im Golf von Mexiko aufzuheben. Diese Plattformen sind teuer, sagt Ken Arnold, ein Fachmann, den Obama zuletzt in seine Expertenkommission aufgenommen hat. Wenn die nicht eingesetzt werden, dann ziehen sie woanders hin – und das passiere schon.

BP-Chef segelt

Woanders hingezogen ist mittlerweile auch Tony Hayward, der glücklose Geschäftsführer des BP-Konzerns. Er wurde von BP nach England berufen, wo man ihn am Wochenende bei einer Segelregatte antreffen konnte.