Chemie lässt Öl nicht aufsteigen

Riesige Ölblase am Meeresgrund

Was ein Ölleck einer Bohrinsel bedeutet, können Urlauber derzeit im ägyptischen Badeparadies bei Hurghada nachvollziehen. Während dort aber vorerst nur Strände verseucht sind, bildet sich im Golf von Mexiko eine riesige Blase Erdöls unter Wasser. Forscher untersuchen das Ausmaß und die Folgen der Ölkatastrophe. Auch ein Österreicher ist unter ihnen.

Morgenjournal, 23.06.2010

Forschung an Unglücksstelle

Die Außenbordmotoren unseres Bootes, das unter anderen Umständen um diese Jahreszeit von gut betuchten Hochseefischern gemietet würde, brummen unter Volllast. Drei Stunden lang dauert die Fahrt von Venice an der Südspitze Louisianas hinaus aufs Meer, zu jener Stelle, wo vor mehr als zwei Monaten die Bohrinsel Deepwater Horizon explodiert ist.

Methangas und Öl im Meer

Unser Kapitän Tracy Palmezano macht sich Sorgen, vor allem um die Tierwelt. Es schaut schlecht aus, sagt er, es riecht schlecht und keiner weiß, was in fünf Jahren oder so los sein wird. Was wird in fünf Jahren sein - diese Frage versucht man auf dem Forschungsschiff Cape Hatteras nachzugehen. Es ankert in Sichtweite der Unglücksstelle. 12 Forscher nehmen im Abstand von drei Stunden Wasserproben aus verschiedener Tiefe – sie suchen nach Methangas und Öl im Wasser. Und sie finden es, mehr als sie erwartet haben.

Chemieeinsatz hält Öl unter Wasser

Auch Rainer Amon, eine Meeresbiologe aus Österreich, ist an Bord. Er unterrichtet an einer texanischen Universität – und er hat eine Erklärung für die riesigen Mengen an Öl unter Wasser: Dass das Öl nicht wie sonst an der Oberfläche schwimmt, führt er darauf zurück, dass BP große Mengen des Lösungsmittels Corexit direkt an der Ölaustrittsstelle eingebracht hat. Und dass das Öl auf diese Weise nicht an die Oberfläche steigt und vordergründig nicht sichtbar bleibt, sei offenbar der Hauptgrund dafür, dass BP gegen den Widerstand der US-Umweltbehörden das Mittel einsetzt.

Nach drei Stunden an Bord verlassen wir die Cape Hatteras. Unser Boot wühlt sich auf der Heimfahrt durch eine stinkende, braunschwarze Brühe. Denn nicht alles Öl bleibt unter Wasser.