Wald- und Torfbrände wüten ungehemmt
Moskau erstickt im Rauch
Moskau wird am Samstag vom ärgsten Smog seit Menschengedenken heimgesucht, die Belastung ist noch stärker als in den letzten Tagen. Alle Fußballspiele wurden wegen der Luftbelastung bereits abgesagt. Auch bei der Bekämpfung der vielen Wald- und Torfbrände gibt es nur wenig Fortschritte.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 07.08.2010
Überall Rauch
Wo die Sonne zu sehen sein sollte, ist nur ein etwas hellerer Fleck im dichten Smog über Moskau. Der Rauch ist längst nicht mehr nur auf den Straßen, sondern bis in die letzten Winkel der Häuser, Wohnungen und Büros vorgedrungen.
Fußballspiele abgesagt
Laut der staatlichen Umweltbehörde Mosekomonitoring gelten bei Ozon, Formaldehyd, Stickoxyden, Schwefelwasserstoffen und anderen Schadstoffen die höchsten Warnstufen, und das seit Tagen. Das macht sich auch im öffentlichen Leben bemerkbar: Alle Fußballspiele des Wochenendes wurden abgesagt, das Länderspiel Russland-Bulgarien nach Petersburg verlegt. Die Regierung hat die Industrie im Großraum Moskau angewiesen, ihre Produktion zurückzufahren und den Schadstoffausstoß um mindestens 40 Prozent zu reduzieren. Viele Behörden haben ihren Mitarbeitern schon in den letzten Tagen freigestellt, ob sie zur Arbeit kommen oder nicht, in vielen Firmen wurde die Arbeitszeit reduziert.
Amtliche Statistiken
Das Katastrophenschutzministerium hat wieder offizielle Zahlen über die Brände im Land vorgelegt. Demnach wurden Samstagfrüh 863 Brände registriert, 23 davon Torfbrände. Das sind etwas weniger als zuletzt. Gestiegen ist dafür die Fläche der Wälder, die in Brand steht: Von 179.000 Hektar auf 186.000 Hektar. Laut Angaben des Ministeriums stehen aktuell mehr als 160.000 Feuerwehrleute und Soldaten im Kampf gegen die Flammen, dazu tausende Freiwillige. Die Behörden geben die Zahl der Menschen, die bisher bei den Bränden ums Leben gekommen sind mit 52 an, Nichtregierungsorganisationen schätzen, dass diese Zahl deutlich höher sein dürfte.
Erhöhte Sterblichkeit
Betroffen sind weiterhin vor allem die Regionen Zentralrusslands und im Süden das Gebiet Voronsch. Russische Medien berichten, dass die Sterblichkeit in den Städten, die vom Smog betroffen sind, deutlich gestiegen sein soll, laut Schätzungen um 50 Prozent und mehr, die Behörden wollten diese Zahlen aber weder bestätigen noch dementieren.
Flüge fallen aus
Immer mehr Staaten warnen ihre Bürger vor Reisen nach Zentralrussland. Deutschland hat seine Botschaft in Moskau bereits geschlossen, Polen und Kanada haben einen Teil der Botschaftsmitarbeiter aus Russland in die Heimatländer zurückberufen. Das US-State-Department, Großbritannien und Frankreich haben ihren Bürgern abgeraten, in die russischen Krisengebiete zu fahren. Aber auch viele Ausreisewillige stehen vor Problemen: Aufgrund des dichten Nebels mussten auch heute wieder mehrere Flüge von den drei internationalen Flughäfen Moskaus abgesagt werden, darunter auch ein Flug nach Innsbruck, und fast alle Flüge haben Verspätung.