Görg: Nur nicht zu billig verkaufen

Schwarze Tipps für die Wiener Grünen

Seit gestern ist es offiziell: Die Wiener SPÖ verhandelt über eine Koalition mit den Grünen. Es wäre die erste rot-grüne Koalition in Österreich. Die Grünen müssen freilich gut aufpassen, dass sie sich nicht zu billig verkaufen. Der frühere Wiener Vizebürgermeister und ÖVP-Chef Bernhard Görg kann ein Lied davon singen.

Morgenjournal, 23.10.2010

Schlechte Ausgangslage für die Grünen

Die Stunde des Bernhard Görg schlug 1996. Damals war die Häupl-SPÖ auf 39 Prozent gefallen und ging in eine Koalition mit der ÖVP, die bei 15 Prozent lag. Komfortabel verglichen mit den Grünen heute, die 12,5 Prozent haben gegenüber 44 Prozent SPÖ.

Der Bürgermeister hat schon wissen lassen, dass den Grünen leider, leider nur ein Stadtrat zustehe. Die Grünen-Chefin hat das abgenickt, vielleicht voreilig.

Besser zu viel verlangen?

Häupls ehemaliger Koalitionspartner Görg hatte drei Stadträte verlangt und zwei - für Planung und Forschung sowie für Kultur bekommen. Angeboten worden sei ihm von der SPÖ ein Wirtschaftsressort, allerdings ohne das Herzstück - die Wiener Stadtwerke. Görg habe damals zu Häupl gesagt, wenn ich die Stadtwerke nicht bekomme, so nehme ich das Ressort nicht: "Doch Häupl hat zu mir gesagt: wenn ich Ihnen das gebe, habe ich in meiner Partei ein Riesenproblem."

Machtzentren der Wiener SPÖ

Die Stadtwerke-Holding ist neben dem Wohnbau-Ressort das eigentliche Machtzentrum der Wiener Stadtpolitik. Da lässt die SPÖ niemanden heran. Bernhard Görg über Wahlkampf-Fantasien, es könnte bei Rot-Grün in Wien einen Finanzstadtrat Alexander van der Bellen geben: "Keine Chance. Da kann der Professor gleich beanspruchen, Bürgermeister zu werden." Auch einen Wohnbaustadtrat hält Görg de facto für unmöglich.

Schreiduelle wegen Straßenbahnen

Von der ÖVP-Regierungsbeteiligung 1996 bis 2001 sind zwei Dinge geblieben: Die Privatisierung der ehemals gemeindeeigenen Zentralsparkasse Bank Austria und fahrende Straßenbahnen am 1. Mai, wobei das laut Bernhard Görg das heiklere Unterfangen war. Da habe es Schreiduelle auf Spitzenebene gegeben.

Was von einer grünen Regierungsbeteiligung 2010 bis 2015 bleiben könnte, entscheidet sich in den nächsten eineinhalb Wochen.

Übersicht

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