John Lennons Kindheit

Nowhere Boy

Am 8. Dezember 2010 jährt sich zum 30. Mal der Todestag von John Lennon. Zu diesem Anlass werden Fans auch mit einem Kinofilm beglückt, der Lennons Jugendjahre aufarbeitet, vor allem das Verhältnis zur Mutter, die den kleinen John schon in frühen Kindheitsjahren verließ, als die Familie zerbrach.

Mittagsjournal, 06.12.2010

Die Mutter, die er nie gehabt, der Vater, der die Familie allein zurückgelassen hat - John Lennon hat seine Kindheit ohne seine leiblichen Eltern verbracht und die Trauer und den Schmerz darüber immer wieder in seinem Schaffen, am deutlichsten aber im Song "Mother" aus dem Jahr 1970 artikuliert.

Der Film "Nowhere Boy" geht zurück in die Kindheit und Jugend Lennons, und versucht die schwierige Familiengeschichte zu erhellen. Aufgewachsen bei Tante und Onkel ist der Halbwüchsige vor allem ein Unruhestifter in der Vorstadtidylle, in der Schule, und zu hause.

Klassische Erzählform

Tante Mimi ist streng und verhärmt, kein Wunder also, dass sich der junge John immer mehr für seine leibliche Mutter Julia interessiert. Die ist genau das Gegenteil von Mimi, eine fragile Person, aber weltoffen und lebenslustig, mit Herz für die Kunst und vor allem Rock'n'Roll, auch das Banjo-Spiel.

Aus diesem Zwiespalt schöpft der Film sein dramatisches Potenzial, das er allerdings in sehr klassischen Erzählkonventionen abarbeitet, also im Stil eines Allerweltsdramas, das sich nur durch seinen prominenten Protagonisten von der üblichen Kinoware unterscheidet. Genau diese Prominenz hätte sie aber beim Drehen "weitgehend ausblenden müssen", erzählt Regisseurin Sam Taylor Wood.

Sensibler Rebell

Auf die Annäherung folgt der nächste Schicksalsschlag, der frühe Unfalltod der Mutter und so sind John Lennons ersten beiden Lebensjahrzehnte vor allem eine Geschichte des Verlusts. Von klassischen Kinobiografien hebt sich "Nowhere Boy" dadurch ab, dass die Geschichte eigentlich schon zu Ende ist, bevor sie wirklich beginnt.

Immerhin lernt man noch Lennons erste Band The Quarrymen und einen jungen Paul McCartney kennen. John Lennon ist der Macho und Frauenliebling, aber auch der sensible Rebell, das frühe Aufblitzen von Genie. Der Film "Nowhere Boy" erweist sich trotz aller schmerzhafter Seelenschau vor allem als Verneigung vor einem Künstler, der sich später auch als "Nowhere Man" zu profilieren wusste.

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