61. Berlinale mit "True Grit" gestartet

Verfilmte Gedichte für Cowboys

Der Western "True Grit" der Coen-Brüder eröffnete Donnerstagabend das Berliner Filmfestival. Der Film hat gleich zehn Oscar-Nominierungen erhalten, zwei davon für den besten Hauptdarsteller und die beste Nebendarstellerin - Jeff Bridges und die erst 14-jährige Hailee Steinfeld.

Kultur aktuell, 11.02.2011

Neuverfilmung statt Remake

Gut vierzig Jahre ist es her, da ritt John Wayne als bärbeißiger und schießwütiger US-Marshall im Westernepos "True Grit" zum einzigen Oscar-Gewinn seiner langen Karriere. Der Film der Coen-Brüder ist aber kein Remake des alten Klassikers, sondern eine Neuverfilmung des Romans von Charles Portis aus dem Jahr 1968. Bei den Dreharbeiten meinte jemand, dass die Dialoge klingen würden, als hätte Shakespeare Gedichte für Cowboys geschrieben.

Für den neuen Hauptdarsteller Jeff Bridges war das Buch auch aus anderen Gründen eine Entdeckung: "Der Roman las sich wie ein Drehbuch der Coen-Brüder mit seinen interessanten Figuren und unvorhersehbaren Wendungen. Außerdem war ich froh, dass es nicht einfach nur ein Remake war, weil ich nicht vorhatte John Wayne hinterher zu spielen."

Jeff Bridges trägt eine Augenklappe und hat ein stärkeres Naheverhältnis zu seiner Whiskyflasche als zu seinen Mitmenschen. Wie dazumal auch John Wayne. Die Coens hatten allerdings den Originalfilm seit ihrer Kindheit nicht mehr gesehen und waren von Amerikas Westernheld Nummer Eins in keinster Weise beeinflusst. Für Ethan Coen war John Wayne auch mehr Ikone und Denkmal als ein Schauspieler. "Mich verbindet nichts mit ihm", meinte der Regisseur bei der Pressekonferenz.

Ein neuer Star?

Im Film ist es ein junges Mädchen, das den alten Haudegen aus der Reserve lockt. Sie engagiert den einzelgängerischen US-Marshall, um den Mörder ihres Vaters zu finden. Und zwar nach ihren Spielregeln.

Verkörpert wird die junge Mattie von der erst vierzehnjährigen Hailee Steinfeld, der die Rolle neben Jeff Bridges prompt eine Oscar-Nominierung eingebracht hat. Hier in Berlin wird es übrigens keine Bären für "True Grit" geben, weil der Film zwar im Wettbewerb, aber außer Konkurrenz läuft.

Aufruf an die iranischen Behörden

Am Donnerstagvormittag fand sich übrigens auch die Jury rund um Isabella Rossellini zu einer ersten Stellungnahme ein. Alles drehte sich natürlich um den im Iran inhaftierten Jafar Panahi, der ja offiziell der Jury angehört. Symbolisch waren sein Namensschild und sein leerer Sessel aufgestellt und Jurymitglied Aamir Khan, eine der zentralen Figuren des indischen Kinos, forderte die iranischen Behörden auf, "endlich anzuerkennen, dass Panahi einen wichtigen Vertreter seines Landes und seiner Kultur darstelle."

Filmisch geht es am Freitag bei der Berlinale übrigens vom Wilden Westen weiter zur nicht minder wilden Wall Street am Vorabend des Finanzcrashs.

Textfassung: Red.

Service

Berlinale