IBM: Computer versteht Menschen

Quizshow: Maschine auf Siegeskurs

Mensch gegen Computer, künstliche gegen menschliche Intelligenz - die Neuauflage dieses Duells findet in Amerikas ältester und populärster Quizshow "Jeopardy!" statt. Es geht um eine Million Dollar, und nach der Halbzeit führt der IBM Supercomputer namens Watson klar.

Mittagsjournal, 16.02.2011

Terabyte gegen Quiz-Koryphäen

Seit 1984 moderiert Gastgeber Alex Trebek die Show diesmal kündigt er einen historischen Wettkampf an. Die Kandidaten: Ken Jennings, der schon 74 Folgen "Jeopardy" in Serie gewonnen hat, und Brad Rutter, der mit mehr als 3 Millionen Dollar Gewinn bislang finanziell erfolgreichste Kandidat der Rate-Show. Und Watson, 16 Terabyte Arbeitsspeicher, 80 Billionen Berechnungen pro Sekunde, ausgeführt mit der Hilfe von 90 3,5-Gigahertz-Prozessoren ein IBM Supercomputer. "Ich bin ein System, das komplexe Fragen beantwortet", sagt er selbst. In der Show wird Watson von einem Bildschirm verkörpert, zu sehen ist eine Weltkugel, um die symbolisch bunte Gedankenströme kreisen, irgendwo hinter der Bühne ist der 10 Großkühlschränke umfassende Computer versteckt.

"Was ist Denguefieber?"

Bei "Jeopardy" liest der Moderator wortspielerische Antworten vor, Ziel ist es die richtigen Fragen zu stellen: "Musikliebhaber werden ganz enthusiastisch bei den Etüden dieses Ungarn - Franz Liszt." Und das gelingt Watson so gut, dass er am Ende des ersten Spieltages gleichauf mit Brad Rutter liegt und gestern am zweiten Tag die menschliche Konkurrenz bereits weit hinter sich lässt. "Du bist nur ein bisschen verspannt, aber hast nicht diese schmerzvolle Tropenkrankheit mit einem Suaheli-Namen - Was ist Denguefieber?"

Er kann auch zweifeln

Der Supercomputer durchforstet in Sekundenbruchteilen sein 200 Millionen Seiten fassendes Archiv und wählt aus tausenden Möglichkeiten die vielversprechendste Übereinstimmung - außer er ist sich nicht sicher. Denn Watson kann auch zweifeln, riskiert dann aber nicht so viel wie etwa bei der letzten Frage nach einer amerikanischen Stadt - richtige Antwort Chicago. Watson tippt auf Toronto, versieht seine Antworten aber mit vielen Fragezeichen und verliert fast nichts. Mit 35.734 Dollar geht Watson in den heutigen Spieltag, auf Platz zwei weit abgeschlagen Brad Rutter mit 10.400 Dollar.

Mehr als ein Spiel

Für IBM bedeutet der Supercomputer einen riesigen Imagegewinn. Vier Jahre haben die IBM Ingenieure an Watson gearbeitet. In kurzen Spots erklären sie warum. "Jeopardy" war für sie das Mittel zum Zweck sagt etwa Dr. Katherine Fraser: "Das Beantworten offener Fragen war in der Computerwissenschaft schon immer ein Probleme. Es ist viel komplizierter als eine Suche, es geht nicht um einen Schlüsselbegriff, sondern vielmehr darum wie Menschen kommunizieren." Und ihr Kollege Bill Murdoch ergänzt: "Wir spielen nicht 'Jeopardy', sondern versuchen, die menschliche Sprache zu verstehen, und stoßen damit zum Kern dessen vor, was wir unter menschlicher Intelligenz verstehen."

Frag den Computer..

Anwendungsmöglichkeiten für einen Computer, der Menschen verstehen kann, gibt es viele, sind die IBM-Ingenieure überzeugt, etwa im Gesundheitswesen um nach Angabe von Symptome schnell Diagnosen zu bekommen, bei Technik-Helplines, in der Verwaltung, im Rechtsbereich oder im Finanzwesen, überall dort wo viel Information durchforstet werden muss, um schnelle Entscheidungen zu treffen. Heute Abend haben die menschlichen Kandidaten noch eine letzte Gelegenheit gegen den Computer-Golem zu gewinnen. Watson würde wahrscheinlich nicht auf ihren Sieg tippen.