Bedenken auch in Österreich

Einführung von Biosprit unsicher

In Deutschland tagt heute der Biosprit-Gipfel. Seit Anfang des Jahres gibt es dort den neuen Bio-Sprit E10 mit höherem Anteil an BIO-Stoffen. Allerdings sind die Autofahrer nicht informiert worden, ob ihr Auto den neuen Sprit auch verträgt. Deshalb tankt ihn niemand. In Österreich ist eine Einführung von E10 angesichts der Probleme in Deutschland unsicher.

Mittagsjournal, 08.03.2011

Bures will erst prüfen

Verkehrsministerin Doris Bures (SPÖ) ist heute beim Ministerrat auf die Bremse getreten. Vor der Einführung vom Biosprit E10 müssten zwei Dinge geklärt werden: Erstens, wie verträglich ist E10 für Autos? Und zweitens, ist der Biosprit wirklich umweltfreundlicher? "Wir werden das genau prüfen und auch den ökologischen Fußabdruck, also die Auswirkungen, überprüfen und dann die Entscheidungen treffen. Aber da drängt keine Zeit. Also das muss nicht morgen sein", sagt Bures. Allerdings muss Österreich den Anteil an biogenen Stoffen im Verkehr bis 2020 auf zehn Prozent steigern. "Da haben wir noch ein Jahrzehnt", so die Verkehrsministerin.

Bedenken von ARBÖ und Grünen

Der Autofahrerclub ARBÖ hat Bedenken bei der Verträglichkeit. Außerdem sei eben nicht geklärt, wie umweltfreundlich oder sogar umweltschädlich E10 ist. Die Grünen fordern, man solle E10 überhaupt nicht einführen. Der neue Biosprit verursache in der Produktion mehr Treibhausgase, als eingespart werden, sagt der grüne Landwirtschaftssprecher Wolfgang Pirklhuber: "Wenn wir die Fläche für Agro-Treibstoffe, Bioethanol und sogenannte Biosprit weiter steigern, kommt es zu massiven Landnutzungskonflikten."

Brot der Armen für Autos der Reichen

Laut einer Studie des Umweltforschungsinstitutes "Institute for European Environmental Policy" müssten bis zu sieben Millionen Hektar zusätzliche Agrar-Flächen geschaffen werden, um den Durst der EU-Länder nach Biosprit zu stillen. Damit würden die Importe von Futtermitteln aus dem Ausland steigen. Und das wiederum würde etwa in Brasilien zu mehr Waldrodungen führen. Grundsätzlich sei Biosprit aus Mais oder Weizen fragwürdig, sagt Pirklhuber: "Das ist ja nichts anderes als praktisch das Brot der Armen für den Tank der Reichen zu nutzen." Umweltminister Nikolaus Berlakovich (ÖVP) widerspricht: "Der Punkt meiner Energie-Autarkie-Überlegungen für Österreich ist, dass wir für Bio-Sprit und Biotreibstoffe nur landwirtschaftliche Überschussflächen nehmen. Vorrang hat die Ernährung der Bevölkerung in Österreich, in Europa und auch weltweit."

Kein Allheilmittel

Sinnvoller wäre es aber laut den Grünen, man würde Biosprit der sogenannten zweiten Generation einführen. Diese Treibstoffe werden etwa aus Abfällen gewonnen. Außerdem solle man Motoren effizienter machen. Dann würden sie weniger Schadstoffe ausstoßen. Effizientere Motoren hält Berlakovich für einen Teil der Lösung, aber "klar ist, der Klimawandel ist dadurch bedingt, dass das fossile Öl verbrannt wird und alles ist in der Regel besser als das fossile Öl. Daher ist Bio-Sprit nicht die ausschließliche Antwort, aber ein Teil der Antwort, um Treibhausgase zu reduzieren", meint der Umweltminister. Berlakovich peilt daher noch immer die Einführung von E10 im nächsten Jahr an, vorausgesetzt man kann sich innerhalb der Koalition einigen.