Von den Festspielen zu den Festwochen
Markus Hinterhäuser im Porträt
"Ob ich Intendant oder künstlerischer Leiter genannt werde, ist für mich ein völlig nebensächliches Problem." Die Unaufgeregtheit, mit der Markus Hinterhäuser im Juli 2009 sein von den Wirren des Flimm-Abgangs begleitetes Avancement vom Konzertchef des Salzburger Festspiele zu deren "interimistischem künstlerischen Leiter" von 1. Oktober 2010 bis 1. Oktober 2011 kommentierte, ist symptomatisch für den 52-jährigen Pianisten, der in den vergangenen Jahren eine viel beachtete Karriere als Kulturmanager hingelegt hat.
8. April 2017, 21:58
Seine fachliche Kompetenz steht außer Streit, sein ruhiger, verbindlicher Führungs- und Kommunikationsstil wird allseits geschätzt. Ab 2014 wird Hinterhäuser nun als Intendant das Programm der Wiener Festwochen gestalten, wo er bereits 2002 bis 2004 für die Programmschiene "zeit_zone" mitverantwortlich war.
Pianistische Karriere
Markus Hinterhäuser wurde am 30. März 1959 in La Spezia (Italien) geboren, studierte Klavier an der Hochschule für Musik in Wien, am Mozarteum in Salzburg sowie in Meisterkursen u.a. bei Elisabeth Leonskaja und Oleg Maisenberg. Seine pianistische Karriere liest sich ebenso beeindruckend wie eigenständig.
Als Solist und Liedbegleiter musizierte er in den bedeutendsten Konzertsälen der Welt und arbeitete mit den renommiertesten Künstlern. Sein besonderes Engagement galt stets der zeitgenössischen Musik, insbesondere für das Werk von Luigi Nono, Karlheinz Stockhausen, Morton Feldman, György Ligeti, Giacinto Scelsi und Galina Ustwolskaja.
Salzburger "Zeitfluss"
Im Rahmen der Salzburger Festspiele betreute Hinterhäuser von 1993 bis 2001 unter der Intendanz von Gerard Mortier zusammen mit Tomas Zierhofer-Kin die Neue-Musik-Schiene "Zeitfluss", die große Beachtung fand. Die "Zeitfluss"-Festivals zu Themen wie Grenzzuständen der Wahrnehmung oder Religiosität und Ritual boten ein Spektrum von Klassikern der zeitgenössischen Musik bis zu den "Einstürzenden Neubauten".
Unter dem Titel "zeit_zone" setzten Hinterhäuser und Zierhofer-Kin 2002 bis 2004 ihre Arbeit im Rahmen der Wiener Festwochen fort, wobei ein stärkeres Gewicht auf (Musik-)Theater und künstlerische Zwischenbereiche gelegt wurde.
Vielgelobter Konzertchef
2005 wurde Hinterhäuser als Konzertchef der Salzburger Festspiele ab Herbst 2006 designiert. Schon sein erstes Konzert-Programm 2007 bekam höchstes Lob von Publikum wie Presse, das sich auch 2008 fortsetzte. "Der neue Konzertchef der Salzburger Festspiele (...) konnte nach dem riesigen Erfolg seiner ersten Saison einen noch riesigeren im zweiten Jahr erringen", bilanzierte etwa die "FAZ". "Während Flimm für einige seiner Opernproduktionen herbe Kritik einstecken musste, badete Hinterhäuser bei Publikum und Kritik gleichsam in südlicher Sonne: Jubel über Jubel."
Die erfolgreiche Programmierung der wichtigen Konzertsparte, bei der er u.a. in der Reihe "Kontinente" wichtige Akzente setzte und klassische Musik auf intelligente und schlüssige Weise mit moderner Musik verschränkte, brachte Hinterhäuser nach Ansicht vieler Fachleute in die Pole Position für die Nachfolge von Intendant Jürgen Flimm.
Ein Jahr Salzburg-Intendant
Als 2009 jedoch Alexander Pereira als Intendant ab Herbst 2011 bestellt wurde und klar wurde, dass Schauspiel- und Konzertleiter auch künftig nicht im Direktorium vertreten sein würden, zog Hinterhäuser die Konsequenzen und gab bekannt, "unter den ihm angebotenen Rahmenbedingungen den Salzburger Festspielen nach 2011 als Konzertchef nicht mehr zur Verfügung zu stehen". Der vorzeitige Abgang Flimms brachte Hinterhäuser unversehens doch für ein Jahr an die Spitze. Noch vor Beginn der einzigen Salzburger Festspiele, die er als Intendant verantwortet (wobei er zum großen Teil Pläne von Flimm übernehmen musste), steht also Hinterhäusers weitere Zukunft fest.
Der neue Festwochen-Intendant hat übrigens nicht nur als Organisator bereits Erfahrung mit den Wiener Festwochen. Auch auf der Bühne durfte man ihn hier schon mehrfach bewundern: So saß er etwa 2003 in Christoph Marthalers szenischer Interpretation von Schuberts Liederzyklus "Die schöne Müllerin" nicht nur am Klavier, sondern gab auch eine kleine Gesangskostprobe zum Besten, 2005 wirkte er als Pianist in Klaus Michael Grübers Inszenierung von Leos Janaceks "Tagebuch eines Verschollenen" sowie in der Marthaler-Produktion "Schutz vor der Zukunft" mit.