Vorwurf wird dennoch geprüft

UN-Zweifel an Massenvergewaltigung

Der ägyptische UNO-Ermittler Sherif Bassiuni hat Zweifel am Vorwurf systematischer Massenvergewaltigungen durch libysche Soldaten geäußert. Die Vorwürfe seien vermutlich Ausdruck einer Massenhysterie. Dennoch werde man den Vorwürfen nachgehen, sagte der Ägypter. In der Nacht hat die NATO ihre Luftangriffe auf die libysche Hauptstadt Tripolis fortgesetzt.

Morgenjournal, 10.06.2011

"Viagra-Container" nur "Massenhysterie"?

Es war ein massiver Vorwurf, den der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag, Luis Moreno-Ocampo, erhoben hat: Gaddafi soll containerweise Viagra-ähnliche Mittel an seine Soldaten verteilt haben, damit diese mit Massenvergewaltigungen gegen die Bevölkerung vorgehen. Doch diesen Vorwurf hält der UN-Ermittler für Libyen, Sherif Bassiuni, für den Ausdruck einer Massenhysterie. Die libysche Bevölkerung sei derzeit stark verunsichert und verletzlich, Informationen müssten vor diesem Hintergrund auch gesehen werden. Doch die UNO werden natürlich allen Vorwürfen nachgehen, ein spezielles Ermittler-Team wurde eingesetzt, alle Aussagen würden überprüft werden, betont Bassiuni.

Finanzhilfe für Rebellen

Der Westen und mehrere arabische Regierungen versuchen unterdessen einmal mehr den Druck auf Libyens Machthaber Gaddafi zu verstärken: Den Rebellen wurden nun 900 Millionen Euro Unterstützung zugesagt. US-Außenministerin Hillary Clinton, die bei dem Treffen der Libyen-Kontaktgruppe mit dabei war, begrüßt ausdrücklich die Finanzhilfe. Die USA sehen die Möglichkeit eines Machtwechsels in Libyen. Es gebe Gespräche mit Vertrauten im Umkreis von Gaddafi, so Clinton.

Neue Angriffe

Auch militärisch hält der Druck auf Gaddafi an: die NATO hat in der vergangenen Nacht wieder schwere Angriffe auf die Hauptstadt Tripolis geflogen. Ziel war vermutlich erneut das Anwesen von Machthaber Gaddafi oder eine nahe gelegene Kaserne. Über dem Gebiet stieg dichter Rauch auf.