Neuer Film "Herzensbrecher"

Filmwunderkind Xavier Dolan

Der Franko-Kanadier Xavier Dolan gilt als das neue Wunderkind des Kinos. Mit 19 drehte er seinen ersten Film und wurde damit gleich nach Cannes eingeladen. Wer damals dachte, bei Dolan handle es sich um eine Eintagsfliege, der wurde letztes Jahr eines Besseren belehrt: Sein zweiter Film "Herzensbrecher" schaffte es wieder nach Cannes und wurde in der Reihe "un certain regard" ausgezeichnet.

Kultur aktuell, 07.09.2011

In seinem Erstling "I Killed My Mother" erzählte Xavier Dolan auf tragisch-komische Art von einer mehr als gespannten Mutter-Sohn-Beziehung und dem Coming-out des jungen Mannes. In "Herzensbrecher" ist es jetzt eine Dreiecksbeziehung, die Dolan inszeniert. Wieder hat er selbst das Drehbuch geschrieben und wieder schlüpft er selbst in eine der Hauptrollen. Und auch die Geschichte, so Dolan, ist wieder stark autobiografisch gefärbt.

Ungewöhnliches Dreiecksverhältnis

Der schwule Francis und seine beste Freundin Marie verlieben sich beide in den blond gelockten Nicolas. Doch der entpuppt sich als eine männliche Femme fatale, der perfekt das Wechselspiel von Verführung und Distanziertheit beherrscht. "Liebt mich oder verlasst mich", wirft er den beiden kühl an den Kopf.

Dolan inszeniert das ins Leere laufende Liebesspiel wie die hochstilisierte Modestrecke eines Hochglanzmagazins. Frisuren und Kleidung der beiden Verliebten sitzen millimetergenau, und das immer perfekte Licht verleiht ihnen Glanz und Glamour. "Ich wollte den Film visuell genauso oberflächlich gestalten, wie die Liebe, um die es darin geht", so Xavier Dolan. "Ich wollte eine Eleganz, die streckenweise auch leer wirken kann. Meine Figuren verlieben sich ja auch mehr in die schöne, großartige und glanzvolle Vorstellung von Liebe als in die wirkliche Person."

Immer wieder verwendet Dolan extreme Zeitlupen und die entschlüsseln die Unsicherheit der Figuren. Da entdeckt man plötzlich wie unter dem Vergrößerungsglas verstört zuckende Mundwinkel, verletzte Blicke und nervöse Gesten.

In Bildern schwelgen

Wer übrigens glaubt, dass Xavier Dolan nach seinem Erstlingserfolg kein Problem hatte, seine "Herzensbrecher" zu finanzieren, wird eines Besseren belehrt. Für die ersten Drehtage, so erzählt der mittlerweile 22-Jährige, musste er sogar selbst das Geld vorstrecken.

Manche Kritiker werfen dem Autodidakten Xavier Dolan immer wieder vor, dass er sich recht freizügig und offensichtlich bei seinen liebsten Vorbildern bediene. Zu Gute halten muss man dem jungen Regisseur dabei aber, wie sicher er diese Stilelemente umsetzt. Er sei ein Kontrollfreak, erzählt Dolan dann auch, und deshalb sicher kein einfacher Regisseur.

In "Herzensbrecher" verzichtet Xavier Dolan auf eine komplexe Erzählung und bietet dafür Bilder, in denen sich schwelgen lässt. Ganz anders wird da wohl sein neuer Film werden, der auch schon wieder in Arbeit ist. Da soll es nämlich um einen Mann gehen, der zur Frau werden möchte und seine Ehefrau bittet, ihm dabei zu helfen. Die Premiere des Films soll übrigens - wo auch sonst - in Cannes stattfinden.

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