Erstaunliches Filmdebüt

I killed my Mother

Ein Wunderkind des Kinos wurde 2009 in Cannes entdeckt. Da präsentierte der damals erst 20-jährige Kanadier Xavier Dolan sein Spielfilmdebüt "I killed my Mother" in einer Nebenreihe des renommierten Festivals und konnte gleich drei Preise mit nach Hause nehmen. In Dolans Tragikomödie geht es um die Hassliebe eines Jugendlichen zu seiner allein erziehenden Mutter. Jetzt läuft "I killed my Mother" in Österreich an.

Kultur aktuell, 09.06.2011

Hubert ist 16 und kämpft die typischen Kämpfe der Pubertät. Nur ist er dabei wesentlich radikaler als seine Altersgenossen. Seine Mutter ist für ihn ein rotes Tuch, an der er kein gutes Haar lässt. Was sie sagt, wie sie die Wohnung einrichtet, ja sogar wie sie isst, jede Kleinigkeit kann die Stimmung jederzeit eskalieren lassen.

Xavier Dolan war gerade einmal siebzehn, als er das Drehbuch zu "I killed my Mother" verfasste, mit 19 nahm er auf dem Regiestuhl Platz, um sein Buch auch gleich selbst zu verfilmen.

Allround-Talent mit großen Vorbildern

Der passionierte Kinogeher war dabei von einigen Großen der Filmgeschichte beeinflusst. So schwelgte Xavier Dolan in den Filmwelten von Lucchino Visconti, Francois Truffaut und Gus van Sant. Xavier Dolan: "Wenn man ins Kino geht, vergisst man für zwei Stunden alles um sich herum und lässt sich ganz in eine andere Wirklichkeit fallen, was ich fantastisch finde. Einen Film zu drehen, ist aber noch um einiges wunderbarer, denn es bedeutet nicht nur für zwei Stunden zu vergessen, wer man ist, sondern gleich für dreißig Tage."

Dolan sitzt aber nicht nur hinter, er ist auch vor der Kamera zu sehen. Er selbst spielt Hubert und erfüllte sich damit einen lange gehegten Wunsch. Xavier Dolan: "Ich habe immer wieder bei Casting-Direktoren und Produzenten vorgesprochen, aber immer hat es geheißen, ich sei zu jung, zu alt, zu groß oder zu klein. Als ich dann das Drehbuch zu "I killed my Mother" geschrieben habe, hatte ich damit auch endlich meine erste große Rolle. In dem Film geht es ja um mich und mein Leben. Außer mir, habe ich gedacht, kann das ohnehin keiner spielen, und so habe ich mich einfach selbst gecastet."

Tatsächlich ist einiges im Film autobiografisch. So ist Hubert, wie auch Dolan schwul. Im Film weiß Hubert mit der Situation nicht umzugehen und verschweigt seiner Mutter seine Homosexualität. Die erfährt davon durch Zufall, als sie die um einiges liberalere Mutter von Huberts Freund im Solarium trifft.

Erfrischende Spontaneität

Mit erstaunlicher Sicherheit hat Xavier Dolan seinen Erstling inszeniert. Da spielt er mit Schwarz-weiß- und Zeitlupensequenzen oder hart angeschnittenen Bildern. Nichts davon wirkt aber abgeschaut oder beliebig, alles erfüllt seinen Zweck. Xavier Dolan: "Viele Entscheidungen habe ich ganz spontan am Set getroffen. Ich bin wirklich erst bei den Dreharbeiten zum Regisseur geworden und nicht schon in der Vorbereitung zu meinem Film. Die Position der Kamera und Details zur Ausstattung habe ich häufig erst vor Ort entschieden. Warum nicht jetzt, habe ich mir gedacht, noch ist es nicht zu spät."

Mit "I killed my Mother" hat Dolan sein Pulver bei weitem nicht verschossen. Schon letztes Jahr konnte der junge Kanadier in Cannes mit der romantischen Komödie "Heartbeats" seinen zweiten Film präsentieren. Und Dolans dritter Film soll bereits kommendes Jahr herauskommen.