Meilenstein der Soziologie

"Arbeitslose von Mariental": Neues Museum

Die in den 1930er Jahren durchgeführte Marienthal-Studie zählt zu den bedeutendsten soziologischen Studien zum Thema Arbeitslosigkeit weltweit. Bei der Studie wurde nach der Schließung der Textilfabrik Marienthal, heute ein Teil der Gemeinde Gramatneusiedl in Niederösterreich, die Lebenssituation tausender Arbeitsloser untersucht. Jetzt wird ein eigenes Museum eröffnet.

Mittagsjournal, 01.10.2011

Bahnbrechende Studie

Etwa 1.200 Arbeiterinnen und Arbeiter wurden bei der Schließung der Textilfabrik Marienthal im Jahr 1930 von einem Tag auf den anderen arbeitslos. Die Wissenschafter Paul Lazarsfeld, Marie Jahoda und Hans Zeisel waren die federführenden Autoren der Marienthal-Studie, bei der untersucht werden sollte, wie Menschen damit umgehen, wenn sie über lange Zeit arbeitslos sind. Die Studie gilt bis heute als Meilenstein in der Soziologie, denn durch sie konnte nachgewiesen werden, dass Langzeitarbeitslosigkeit nicht zu überschüssiger Energie und Tatendrang bei den Betroffenen führt, sondern zu Motivationslosigkeit, zu einer "müden Gesellschaft", wie es in der Studie heißt. Der Soziologe Reinhard Müller sagt, die Studie sei bahnbrechend gewesen.

Umfassendes Alltagsleben

Reinhard Müller ist der wissenschaftliche Leiter des neuen Museums. Auf 80 Quadratmetern gibt es neben Bildern und Infotexten zu den Arbeiterheimen und der Textilfabrik auch Muster von den in der Fabrik hergestellten Stoffen zu sehen. Die Ausstellung will Marienthal zudem nicht nur als Ort der Arbeitslosigkeit abbilden, sondern auch das kulturelle Leben und den Traditionsreichtum aufzeigen.

Das Museum schickt die Besucher zurück zur Gründung der Textilfabrik und beleuchtet die wirtschaftlich florierenden Zeiten vor ihrer Schließung, die geprägt waren von technischem Fortschritt und Innovation. Illustriert wird das anhand von Plänen, die zeigen, wie sich die industrielle Fertigung im Laufe der Jahrzehnte verändert hat.

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