Zu wenige Notschlafstellen für EU-Bürger

"Zweite Gruft" reicht nicht

Notschlafstellen für Obdachlose sind nur für österreichische Staatsbürger geöffnet. Die Caritas hat deshalb in Wien eine "Zweite Gruft" eröffnet, die für EU-Bürger gedacht ist, die kein Dach über dem Kopf haben. Allerdings ist auch diese "Gruft" überbelegt. Täglich müssen Menschen abgewiesen werden.

Morgenjournal, 18.11.2011

Warten in der Kälte

Bereits eine Stunde vor Einlass warten obdachlose Männer vor dem Haus. Sie stehen in der Kälte und reiben sich die Finger. Um Punkt 18.00 Uhr, wird die Tür geöffnet. Einige kommen täglich, andere sind das erste Mal da, so wie Jozsef aus Ungarn. Er ist erst in der Früh in Wien angekommen. Von der Schlafstelle der Caritas hat er auf der Straße erfahren. Er hatte einen Tellerwäscherjob in Stuttgart. Nach sechs Wochen Arbeit hat er 150 Euro verdient. Jetzt will er sein Glück in Wien versuchen. Und mit der Arbeit sollte es auch mit der Wohnung klappen, hofft er.

Zehn Leute pro Zimmer

Seit dem 6. Oktober kommt Kamenov täglich in die "Zweite Gruft". Er ist 57 Jahre alt, kommt aus Bulgarien und will als Maler arbeiten. Er kennt sich hier schon gut aus, schnappt sich seinen schwarzen Plastiksack mit Iso-Matte und frischer Kleidung und legt sich auf den Gang, weil die Zimmerplätze schon belegt sind. Pro Zimmer schlafen bis zu zehn Menschen gemeinsam auf dem Boden. In dem Haus gibt es Duschen, am Abend eine warme Suppe, morgens ein Frühstück - das ist alles und doch ist es mehr, als viele in der Heimat haben, sagt Kamenov.

"Notschlafstellen öffnen"

Platz gibt es in der "Zweiten Gruft" für 50 Männer und zehn bis zwölf Frauen. Täglich müssen derzeit Menschen abgewiesen werden, sagt die Leiterin der "Zweiten Gruft", Irmgard Loh. Für die Caritas ist das eine untragbare Situation, sagt Michael Zikeli, Leiter für Asyl und Integration der Caritas. Deshalb fordert die Caritas, die Notschlafstellen auch für EU-Bürger zu öffnen oder rasch neue Plätze zu schaffen, damit auf Wiens Straßen niemand erfrieren muss.