Museum für die Werke von Günter Brus

Bruseum wird eröffnet

Ein Museum für Günter Brus gibt es eigentlich bereits seit 2008. Jetzt hat das Bruseum auch einen fixen Ausstellungsort. Im umgebauten Joanneumsviertel, dem neuen Hauptstandort des Grazer Joanneums, wird die umfangreiche Brus-Sammlung der Neuen Galerie ab Samstag, 26. November 2011 permanent zu sehen sein.

Mittagsjournal, 25.11.2011

Die Ausstellung zeigt den ehemaligen Aktionisten, Maler, Zeichner und Schriftsteller Günter Brus und betont vor allem die künstlerische Pionierleistung und internationale Strahlkraft des gebürtigen Steirers.

Eigenen Körper malträtiert

Er verstümmelte sich selbst mit Rasiermessern, Scheren und Nägeln, masturbierte zur österreichischen Bundeshymne, spazierte als lebendes Kunstwerk durch die Wiener Innenstadt und malträtierte den eigenen Körper bis zu Grenzen der Belastbarkeit. Schon in den frühen 1960er Jahren wandte sich der junge Günter Brus von der Leinwand ab und entdeckte den eigenen Körper als Medium und Material seiner Kunst.

Rätselhaft und abgründig wirkt Brus künstlerisches Universum bis heute, das spießbürgerliche Nachkriegsösterreich musste er aber vollends verstören. Bereits seine erste Aktion im öffentlichen Raum, bei der er mit weißer Ganzkörperbemalung durch die Wiener Innenstadt spazierte, brachte ihm eine Geldstrafe ein. "Wir waren uns nicht sicher, wie das ausfallen wird. Der Fotograf Ludwig Hoffenreich hat gesagt: 'Günter, ich warne dich, du wirst in Steinhof landen.' Wir konnten die Lage nicht abschätzen", erinnert sich Brus.

Internationale Strahlkraft

Besonders Günter Brus' Beitrag zur Bodyart, seine internationale Strahlkraft, soll im Bruseum in Graz dokumentiert und erforscht werden. Auch wenn er bereits 1970 künstlerische neue Wege eingeschlagen hat. Bei seiner letzten Aktion verletzt sich Brus beinahe lebensgefährlich. Von da an ist das Kapitel Aktionismus für ihn beendet: "Das war die letzte Aktion. Eine Fortsetzung war damals nicht mehr möglich, ohne sich selbst zu schädigen."

Nach 1970 wandte sich Günter Brus verstärkt der zeichnerischen und literarischen Arbeit zu. In seiner "Bild-Dichtung" schuf Brus eine Symbiose aus Bild und Text. Farbenfrohe Kreidezeichnungen mit fantastischen Motiven kombiniert er mit handschriftlichen Texten. Texte, die betrachtet und Bilder, die entziffert werden wollen: "Ich habe schon als Kind beides gemacht - gezeichnet und kleine Geschichten geschrieben. Das ist leider als Material alles verloren gegangen. Das ist mit dem Aktionismus dann etwas in den Hintergrund gedrängt worden", sagt Günter Brus.

Zeichner und Bild-Dichter

Auch dem postaktionistischen Günter Brus, dem Zeichner und Bild-Dichter sind im neuen Bruseum einige Ausstellungsräume gewidmet. Dass das Bruseum nach langen Hin und Her endlich eröffnet wird, freut den Künstler: "Ich kann's noch gar nicht richtig begreifen, weil sich die Vorbereitungen über Jahre gedehnt haben. Als es soweit war, dass es fix war, wurde ich schon ein bissl nervös, das gebe ich zu. Es ist nicht alltäglich, man ist ja kein Museumseröffner in dem Sinn und hat da keine Routine."

In den letzten Jahren sind die runden Geburtstage der Aktionisten mit Museumsgründungen gefeiert worden. Aus den einstigen Staatsfeinden sind hochdekorierte Künstler geworden. Nach Herrmann Nitsch erhält nun auch Günter Brus ein eigenes Museum.

Textfassung: Rainer Elstner

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Joanneum - Das Bruseum