Filialenschließungen in Österreich?

Schlecker beantragt Planinsolvenz

Seit Montag ist es offiziell: Die deutsche Drogeriekette Schlecker ist zahlungsunfähig und hat beim Amtsgericht Ulm Planinsolvenz beantragt. Ob das Unternehmen aber unter Gläubigerschutz gestellt wird und sich so in Eigenregie sanieren kann, ist offen. Dieser Lösung müssten die Gläubiger zustimmen. Was Österreich betrifft, so wird mit der Schließung jeder zehnten Filiale gerechnet.

Mittagsjournal, 23.01.2012

Gläubiger blocken noch ab

Einer der wichtigsten Gläubiger von Schlecker, der Einkaufsverbund in Deutschland, hat Bedenken gegen eine Planinsolvenz: denn dabei können Gesellschafter und Management weiter über das Unternehmen bestimmen. Die Gläubiger müssten freiwillig auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten. Dazu wären die Gläubiger allerdings nur bereit, wenn auch die Eigentümerfamilie Schlecker einen erheblichen Beitrag leistet. Scheitert die Planinsolvenz, könnte Schlecker sogar zerschlagen werden.

Drei Hauptfehler

Damit das Unternehmen überleben kann, müsste Schlecker neu erfunden werden, sagt Handelsexperte Peter Schnedlitz vom der Wirtschaftsuniversität in Wien und nennt die Hauptfehler des Drogerieunternehmens: in Deutschland sei ein Schmuddelimage entstanden im schlechten Umgang mit den Mitarbeitern, es wurden Konzepte aus den 70er Jahren multipliziert und es gebe mehrheitlich schlechte Standorte. Das konnte auf Dauer nicht gut, sagt Handelsexperte Schnedlitz.

Österreichgeschäft geht besser

In Österreich läuft das Geschäft für Schlecker allerdings deutlich besser als in Deutschland: es werde einen Gesundschrumpfungsprozess geben mit der Schließung von 10 Prozent der Geschäfte, die auch nicht von Mitbewerbern übernommen werden, da es sich um schlechte Standorte handelt.

Trotzdem rechnet Schnedlitz nicht mit einer Kündigungswelle. Derzeit hat Schlecker in Österreich 970 Filialen mit 3.000 Mitarbeitern, wie es mit ihnen weitergeht ist offen. Bei Schlecker-Österreich gibt es dazu heute keine Auskunft, man verweist auf die Unternehmenszentrale in Deutschland. Und auch dort war bis zur Stunde keine Stellungnahme zu bekommen.

Gewerkschaft wartet ab

Bei der Gewerkschaft wartet man noch ab, derzeit sehe man noch keinen Handlungsbedarf, man stehe mit dem österreichischen Management von Schlecker in Kontakt, sagt Karl Proyer von der Gewerkschaft der Privatangestellten. Man werde sehen, ob die heimischen Schlecker-Mitarbeiter am Monatsende ihre Gehälter überwiesen bekommen.

Der deutsche Drogeriekonzern macht seit mindestens drei Jahren Verluste. Allein 2010 ist der Umsatz von Schlecker um 10 Prozent auf 6,5 Milliarden Euro zurückgegangen.

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