Angelina Jolies Regiedebüt

In The Land of Blood And Honey

Man kennt Angelina Jolie als Superagentin Mrs. Smith, als Lara Croft in "Tombraider" oder als scharfsinnige Ermittlerin aus meist actiongeladenen Blockbustern. Als die Schauspielerin dann ankündigte, einen Film über eine Liebesgeschichte vor dem Hintergrund des Bosnienkriegs drehen zu wollen, war die Skepsis anfangs groß.

Zuletzt auch auf der Berlinale präsentiert, ist Julies Regiedebüt "In The Land of Blood and Honey" ab dieser Woche nun in den heimischen Kinos zu sehen.

Ein junges Paar, tanzend in einem Club. Dann plötzlich eine Explosion. Sarajevo im Jahr 1992, soeben hat der Bosnienkrieg seinen Anfang genommen. Serbische Soldaten stürmen ein Gebäude, bringen die Männer hinter das Haus. Man hört Schüsse, während die Kamera nah bei den Gesichtern der restlichen Bewohner bleibt. Einige Frauen werden aussortiert, werden per Bus in eine Kaserne gebracht.

Bilder von Massenexekutionen und -vergewaltigungen, die beiläufige Erschießung von Passanten, oder Frauen als lebende Schutzschilder. Angelina Jolies Regiedebüt "In The Land of Blood And Honey" hat nichts mit jenen Filmen zu tun, aus denen man die Schauspielerin Jolie kennt. Keine Idealisierung und kein überschwänglicher Pathos, stattdessen zurückhaltend in der Inszenierung, zeigt Jolie den Bosnienkonflikt in ausgewaschenen Farben und fahlem Licht. Es sei ihr darum gegangen, zu zeigen, was die internationale Gemeinschaft mit einem früheren Eingreifen hätte verhindern können, so die UN-Sonderbotschafterin Jolie im Gespräch mit der bosnischen Regisseurin Jasmila Zbanic bei der heurigen Berlinale - begleitet von "Syrien"-Rufen aus dem Publikum.

Muslimische Bosnierin und Serbe

Jolie, die nebst Regie auch für Drehbuch und Produktion verantwortlich zeichnet, zeigt den Bosnienkonflikt in ihrem Film dabei entlang der Liebesgeschichte zwischen der muslimischen Bosnierin Alja und dem serbischen Offizier Danijel; erzählt aus dem Inneren des serbischen Militärapparats von einer Beziehung, die im Konflikt aber permanent in der Schwebe bleibt.

Dabei hat Jolie den kompletten Film sowohl in bosnischer wie auch in englischer Sprache gedreht, was die durchaus hohen Ambitionen der Regisseurin Jolie unterstreicht. Sie wolle mit der Originalfassung ein breiteres Publikum mit dem Film erreichen.

Feinfühlig erzählt

Schon während der Dreharbeiten sorgte der Film in den Balkanländern für Aufregung. Befürchteten die einen eine Trivialisierung, fürchteten andere ein allzu einseitiges Bild des Krieges. Inzwischen ist fast nur noch die Kritik serbischer Nationalisten geblieben, die in Jolies Darstellung von Lagern und Kriegsverbrechen eine Verfälschung der Geschichte sehen.

Man kann Jolie einen gewissen Hang zur Schwarz-Weiß-Malerei vorwerfen, die teils laut gewordene Kritik, der Film sei reine Propaganda für militärische Interventionen, greift allerdings zu kurz, denn "In The Land of Blood And Honey" ist bis zum Schluss äußerst feinfühlig erzählt. Frei von Hollywood-Klischees - alles andere als leichte Filmkost.