Wien Museum zeigt Hausbesetzungen

Kampf um Freiräume

Die Wiener Stadtgeschichte der letzten 40 Jahre ist entscheidend mitgeschrieben worden von verschiedensten Hausbesetzungen und damit verbundenen Bewegungen und Initiativen. Im Wien Museum wird am Donnerstag, 12. April 2012, unter dem Titel "Besetzt! Kampf um Freiräume seit den 70ern" eine Ausstellung eröffnet, die sich diesem Thema widmet.

Über zahlreiche Fotografien, Medienberichte, aber auch Plakate und Flyer verschiedener Besetzungen, bis hin zu handgeschriebenen Wahllisten der sich organisierenden Arenabewegung, lädt die Ausstellung im Wien Museum zu einem Rundgang durch die Hausbesetzergeschichte der Bundeshauptstadt ein.

Kultur aktuell, 12.04.2012

Gleich zu Beginn der Ausstellung eine Stadtkarte Wiens: Rote Punkte markieren die verschiedensten Schauplätze von der Arena über WUK und Amerlinghaus, bis hin zum Epizentrum, einer der jüngsten Hausbesetzungen in Wien. Unterschiedliche Jahreszahlen und Standorte, zugleich aber auch immer wieder die gleichen Anliegen und Forderungen, mit denen die Aktivisten aufgetreten sind. Eine inhaltliche Kontinuität, die auch ihn während der Recherchen überrascht habe, so Werner Michael Schwarz, der die Ausstellung gemeinsam mit Martina Nußbaumer kuratiert hat.

Gegenöffentlichkeit, Freiraum oder Selbstverwaltung sind wiederkehrende Schlagworte. Dabei fällt auf, dass es vor allem in den 1980er Jahren eine Radikalisierung innerhalb der Szene gegeben hat, die mit dem positiven Aktionismus - etwa der Arena-Besetzung 1976 - nicht mehr viel gemeinsam gehabt habe, so Schwarz. Eine Entwicklung, so Schwarz weiter, die dabei auch im Kontext der Arena-Besetzung zu sehen sei.

Die Arenabesetzung kann dabei als Schlüsselerlebnis in mehrfacher Hinsicht gesehen werden. So gingen von ihr etwa zahlreiche medienpolitische Impulse aus. Unter anderem entstanden die "Arena Stadtzeitung", die sich auch als Fortsetzung der während der Besetzung produzierten "Arena Zeitung" verstand, oder später der "Falter", wie Kuratorin Martina Nußbaumer erzählt.

Die Folgen der Arenabewegung

Aber auch Stadtkino, Filmladen oder die heutige Medienwerkstatt Wien sind aus den damaligen Entwicklungen heraus entstanden. Und nicht zuletzt habe die Arenabewegung mit ihrem Konfrontationskurs gegen die funktionalistische Stadtplanung der 1950er und 60er Jahre auch den politischen Diskurs in Wien entscheidend verändert, so Werner Michael Schwarz.

Ein Teil der Schau ist dann auch den internationalen Impulsen gewidmet. Sowohl was den Einfluss auf die Szene selbst, wie auch den Einfluss auf die Politik betrifft. Zudem gibt es ein breit gefächertes Rahmenprogramm zur Ausstellung: So werden etwa Stadtspaziergänge zu ehemals besetzten Häusern organisiert - in Begleitung von damaligen Aktivisten. Und mit einem Abend für den 2011 verstorbenen Dieter Schrage wird einer der zentralen Persönlichkeiten der Wiener Besetzer-, Politik- und Kulturszene gedacht.

Service

Ö1 Club-Mitglieder bekommen im Wien Museum ermäßigten Eintritt (25 Prozent).

Wien Museum - Besetzt!