Kunsthalle Wien: Matt-Nachfolge fix

Der neue künstlerische Leiter der Kunsthalle Wien heißt Nicolas Schafhausen. Er hat sich in einem internationalen Ausschreibungsverfahren gegen 66 Bewerber durchgesetzt und beginnt seine Tätigkeit in Wien am 1. Oktober.

Mittagsjournal, 14.6.2012

Internationale Laufbahn

Der 1965 in Düsseldorf geborene Kunstmanager Nicolas Schafhausen hat 1999 bis 2005 den Frankfurter Kunstverein geleitet, von 2006 bis Anfang 2012 das Witte de With in Rotterdam und hat zwei Mal den deutschen Pavillion bei der Biennale in Venedig kuratiert.

Neues Outfit

Dezent gekleidet statt in Dandypose, fast schüchtern statt draufgängerisch. Ganz anders als sein Vorgänger Gerald Matt tritt er auf, der neue Kunsthallenleiter. Auch wenn er inhaltlich für einen ähnliche künstlerische Ausrichtung steht. Für Konzepte sei es noch zu früh, sagt er. Nur soviel: die Kunsthalle soll populärer aber nicht populistisch werden.

Als Direktor des Witte de With in Rotterdam machte sich Schafhausen für Kunstvermittlung stark, gerade in einer Stadt mit hohem Migrantionsanteil. In seinen Ausstellungen und Vorträgen erweist er sich weniger als Diskursfan, denn als Verfechter gesellschaftsorientierter Kunstprojekte.

So arbeitet er zurzeit etwa an einem Projekt in Neufundland, das hinterfragt, welche Rolle Kunst und Kultur in einer von starker Landflucht betroffenen Region spielen können. In einem Team mit Wissenschaftlern, Architekten, Stadt- und Landschaftsplanern untersucht er, welche Gefahren in der Musealisierung nicht mehr produktiver Landschaften liegen. Das Thema betrifft nicht nur Neufundland, das unter dem Niedergang der Fischindustrie in den 1960er und 1980er Jahren leidet, sondern auch andere westeuropäische Länder.

Neue Aufgaben

Eine Herausforderung wird es für Schafhausen sein, nach dem Witte de With, einem kleinen aber renommierten Zentrum für zeitgenössische Kunst, nun fast die doppelte Ausstellungsfläche bespielen zu müssen. Auch bei den Besucherzahlen muss er ein Vielfaches erreichen: denn Matt verlässt das Haus mit der Rekordzahl von fast 200.000 Besuchern.

Bis heute sind die Vorwürfe gegen Matt nicht aufgeklärt, erst gestern wurde von vielen renommierten Mitgliedern der Kunstszene wie Max Hollein oder Erwin Wurm ein Abschiedsbrief verschickt, der das Ende der Ära Matt bedauert. Die Korruptionsstaatsanwaltschaft wird erst in den nächsten Wochen oder Monaten zu einem Ergebnis kommen. Bis dahin gilt natürlich die Unschuldsvermutung. Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny ist jetzt schon froh, mit der Neubesetzung optimistischen Wind in die Kunsthalle zu bringen.

Am 1. Oktober leitet Nicolaus Schafhausen - eine offensichtlich spannende Neubesetzung - die Kunsthalle Wien. Sein Vertrag läuft fünf Jahre lang.