Vermögensstudie: Futter für Umverteilungsdebatte

Eine Studie der österreichischen Nationalbank belegt die Ungleichverteilung der Vermögen der heimischen Haushalte. Diese Erkenntnisse beflügeln einmal mehr die Umverteilungsdebatte. Die ideologischen Meinungsunterschiede gehen auch quer durch die Expertenschaft: Während der eine ein Argument für die Reichensteuer sieht, sieht der andere keine Anlass für neue Steuern.

Morgenjournal, 3.10.2012

"Chance für Debatte"

Mit der neuen Studie könne man endlich sachlich über Verteilungsgerechtigkeit diskutieren, sagt Markus Marterbauer von der Arbeiterkammer. Denn erstmals lägen zur Verteilung von Vermögen Fakten auf dem Tisch - und nicht nur Vermutungen: "Die Studie belegt, dass die Verteilung des Vermögens enorm ungleich ist in Österreich. Hier kann eine Debatte ansetzen, wie eine gleichere Verteilung von Vermögen, mehr Chancen für alle und eine stabilere wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung bringen kann."

Argument für Reichensteuer

Um die Schere zwischen Arm und Reich zu schließen, setzt Marterbauer auf Umverteilung.
Und hier vor allem auf eine stärkere Besteuerung von Vermögen, sprich eine Reichensteuer. Und Marterbauer kann sich auch vorstellen, die Erbschaftssteuer wieder einzuführen. Denn mit zusätzlichen Einnahmen könne man den Sozialstaat ausbauen und auch dauerhaft finanzieren - und das würden vor allem sozial Schwächeren zugutekommen.

Dass eine stärkere Besteuerung von Vermögen zu mehr Steuerflucht führen würde, glaubt Marterbauer nur begrenzt, denn beim Vermögen der Haushalte seien rund zwei Drittel Immobilienvermögen. Um die Steuerflucht bei Finanzvermögen einzudämmen, müsse verstärkt auf internationalen Gleichklang gesetzt werden, also Steuersätze vereinheitlicht werden.

Warnung vor falschen Anreizen

Das sieht Christoph Schneider von der Wirtschaftskammer nicht und warnt: Hände weg von neuen Steuern: "Man aufpassen was man da tut und dass man nicht die falschen Anreize setzt. Denn bestraft man die Vermögensbildung, dann vermindert man auch das Sparen in der Gesellschaft und damit ist kein Geld zum Investieren da."

Überhaupt sieht Schneider keinen Handlungsbedarf für eine Umverteilungsdiskussion. Das Vermögen in Österreich sei im internationalen Vergleich ohne relativ gleichmäßig verteilt. Er heiße die Ungleichverteilung zwar nicht gut, aber die Unterschiede seien Anreize. Wichtiger sei es hier, die richtigen Rahmenbedingungen für Arbeit und Beschäftigung zu schaffen, damit die Menschen Einkommen haben und Vermögen aufbauen könnten.

Bei der Frage der Verteilung von Vermögen prallen die ideologischen Unterschiede also aufeinander. Für Wahlkampfmunition ist damit gesorgt.