Nationalbank-Studie: Wenige besitzen viel

In einer ersten, umfassenden Studie hat die Österreichische Nationalbank im Auftrag der Europäischen Zentralbank das Vermögen der Österreicher genau unter die Lupe genommen. Die Studien-Autoren kommen zu dem Schluss: In Österreich ist das Vermögen ungleich verteilt - das heißt: die breite Masse besitzt nur wenig, während eine kleine Oberschicht über großen Wohlstand verfügt.

Mittagsjournal, 2.10.2012

Durchscnittsvermögen: 265.000 Euro

Das Ziel der Studie ist es, festzustellen, wie sich die Vermögensverteilung im Falle von Krisen tatsächlich auswirkt. Also bei etwaigen Schocks wie einem Einkommensausfall, höheren Zinsen oder Wechselkursschwankungen. Dazu wurde das Vermögen der österreichischen Haushalte ebenso erfasst wie ihr Einkommen und die Höhe der Schulden.

Und da zeigt sich: Die knapp 3,7 Millionen österreichischen Haushalte besitzen in Summe rund tausend Milliarden Euro an Vermögen. Und zwar von Geld, das sie auf unseren Sparbüchern horten, über Aktien und Wertpapiere bis hin zu Autos, Häusern und Wohnungen. Abzüglich Schulden. Demnach liegt das durchschnittliche Vermögen eines österreichischen Haushalts bei knapp 265.000 Euro.

Mehr handfeste Werte als Geld

Sieht man sich die Verteilung des Vermögens genauer an, zeigt sich laut ÖNB allerdings eine beträchtliche Schieflage: Denn während die ärmsten zehn Prozent weniger als 1000 Euro besitzen. Besitzen die reichsten 10 Prozent mindesten 500 000 Euro. Knapp drei Viertel der Haushalte haben ein Nettovermögen von bis zu 250.000 Euro.

Und noch etwa geht aus der Studie hervor - die Österreicherinnen und Österreicher besitzen deutlich mehr handfestes Vermögen als Geld - so nennen etwa drei Viertel ein Auto ihr Eigen, jeder zweite besitzt ein Haus oder eine Wohnung. 10 Prozent sind an Unternehmen beteiligt oder haben eine Landwirtschaft.

Während fast 90 Prozent ein Sparbuch haben, besitzen nur 9 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher Aktien und Anleihen.

Arbeitseinkommen ist Pfeiler

Die wichtigste Quelle des Vermögens ist das Arbeitseinkommen - das sind also Löhne und Gehälter. Ein Drittel des Vermögens kommt aus Erbschaften und Schenkungen. Und bereits bestehenden Vermögenswerten. Das heißt: Besitze ich ein Wertpapierdepot, kassiere ich im günstigsten Fall Zinsen und Kursgewinne. Wer eine Immobilie besitzt, kann diese vermieten oder verpachten - und lukriert damit weitere Einnahmen.

Knapp 20 Prozent der Haushalte haben besicherte Schulden, das heißt, sie haben für Wohnungen oder Häuser Kredite aufgenommen. In etwa gleich viele haben unbesicherte Schulden - von der Kontoüberziehung bis hin zu Rückständen bei Kreditkartenfirmen.

Vergleichsstudie im Euro-Raum 2013

Die Schlussfolgerung: Aus der Sicht der Nationalbank stellt die Verschuldung der Haushalte kein Risiko für die Finanzmarktstabilität dar. Allerdings könnten Schocks wie Einkommensausfall, höheren Zinsen oder Wechselkursschwankungen einzelne Haushalte in Turbulenzen bringen.

Die Studie der Nationalbank wurde nach demselben Muster in allen EURO-Ländern durchgeführt. Das Ergebnis soll 2013 von der EZB veröffentlicht werden.