Film über Schlingensiefs Operndorf

Ab heute ist der Film der deutschen Regisseurin Sybille Dahrendorf – "Knistern der Zeit" – in den heimischen Kinos zu sehen. Er dokumentiert die Arbeiten an Christoph Schlingensiefs Operndorf in Burkina Faso: Von der anfänglichen Suche nach einem Standort bis hin zur Eröffnung 2011.

Morgenjournal, 12.10.2012

Als Christoph Schlingensief 2009 mit der Standort Suche für sein Projekt Operndorf begann, wurde es als weltfremde Künstlerphantasie abgetan und belächelt. Heute knapp drei Jahre später, besuchen über 100 Kinder die bereits seit einem Jahr fertiggestellte Schule, die Krankenstation wird derzeit gebaut, und in der dritten Bauphase soll dann das Herzstück, das Festspielhaus entstehen. Wie eine Schnecke, solle das Projekt nach und nach wachsen, so der Architekt Francis Kèrè im Film.

Immer wieder äußert Schlingensief den Wunsch, das Operndorf noch sehen zu wollen, doch er bleibt ihm verwehrt. Im August 2010, gut ein Jahr vor der Eröffnung der Schule, stirbt er. Für Sybille Dahrendorf stand damit auch ein Fragezeichen hinter dem Filmprojekt. Denn nach einem Portrait, das sie für das deutsche Fernsehen 2009 gestaltet hatte, in dem die Krankheit, und die Angst vor dem Tod im Mittelpunkt standen, hätte "Knistern der Zeit" eigentlich ein Film über das Operndorf, und Schlingensiefs Genesung werden sollen.

Ein vielschichtiger Film

In Burkina Faso werden Lieder auf Christoph Schlingensief gesungen, das Operndorf ist längst auch bei der Bevölkerung angekommen. Manchmal wirkt der Film dann wie eine Hymne auf den weißen Mann, doch Dahrendorf zeigt auch die ambivalenten Seiten, den ungeduldigen Schlingensief, den gereizten. Dokumentiert die Kompromisse die eingegangen werden mussten.

Und sie zeigt über Ausschnitte aus Theaterproduktionen wie Schlingensief die Kritik an seinem Projekt spielerisch verarbeitet hat. Sie zugespitzt auf die Bühne brachte, Widerstände zur Kunst erhob und so wiederum die Aufmerksamkeit auf sein Projekt lenkte.

Aus Widerstand wird Kunst

Schlingensiefs Witwe Aino Laberenz, die auch die zuletzt erschienen Memoiren "Ich weiß ich war´s" zu einem Abschluss gebracht hat, treibt das Projekt seit seinem Tod voran. Für Sybille Dahrendorf laufen hier viele Fäden aus Schlingensiefs früheren Arbeiten zusammen, und sie ist überzeugt, dass das Operndorf auch ohne seinen Initiator weiterlebt und weiterwächst.

Und eben diesen Eindruck vermittelt auch Dahrendorfs Film "Knistern der Zeit": Man spürt die Begeisterung mit der das Projekt vorangetrieben wird, gerade auch dann wenn Zweifel aufkommen. Ganz im Geiste Schlingensiefs, als würde man sich über Widerstände freuen, um daraus ein Kunstwerk zu machen.