ÖH-Studie: Mehrheit für Studiengebühren

Nur knapp über 20 Prozent sind für eine völlige Abschaffung von Studiengebühren. Der Rest, also fast 80 Prozent kann sich Studienbeiträge in welcher Form auch immer vorstellen. Das ergibt eine repräsentative Umfrage des Instituts für Jugendkulturforschung unter österreichischen Studierenden. In Auftrag gegeben hat die Studie die Österreichische Hochschülerschaft, die nun in Argumentationsnotstand gerät.

Mittagsjournal, 6.11.2012

"Studierende schlecht informiert"

Knapp über 1000 Studierende in ganz Österreich wurden nach vielerlei Themen wie Studien- und Lebensbedingungen gefragt, und eben auch nach Studiengebühren.

Das überraschende Ergebnis: Nur 21, 8 Prozent wollen sie komplett abgeschafft, 24 Prozent in jedem Fall wieder eingeführt sehen, und die Mehrheit, 45,3 Prozent, möchte den derzeitigen status quo beibehalten. Also freie Mindeststudiendauer plus Toleranzsemester und danach zahlen. Das heißt also: Fast 80 Prozent sind für ein Modell, das Studiengebühren in irgendeiner Form vorsieht.

Studienautor Manfred Zentner vom Institut für Jugendkulturforschung versucht das damit zu begründen, dass die Studierenden schlecht informiert und von Medienberichten über Bummelstudenten beeinflusst seien. "Der Großteil der Studierenden geht davon aus, dass man ohne Studiengebühren ein Studium in der Mindeststudienzeit absolvieren kann." Das ist in vielen Studienrichtungen aber nicht realistisch.

ÖH fordert Rechtssicherheit für Studierende

Martin Schott vom ÖH-Vorsitzteam muss das Ergebnis der Umfrage über ein paar Ecken interpretieren, damit es zur ÖH-Linie passt. Als das derzeitige Modell eingeführt worden ist, sei das schließlich von der Regierung als Abschaffung der Studiengebühren verkauft worden. Demnach sei nach seiner Lesart die Mehrheit der Studierenden auch in der Umfrage gegen Gebühren. Schotts Botschaft an die Regierungsparteien: "Es braucht in Österreich keine Studiengebühren. Ein kleiner Fortschritt zum jetzigen Status wäre, wenn die Regierung wieder Rechtssicherheit und Planbarkeit für die Studierenden schafft."

Genau das ist auch - auf Nachfrage bei SPÖ und ÖVP - das Ziel der Verhandler vor der Regierungsklausur am Freitag. Eine klare Regelung, die das derzeitige Chaos angesichts der ausgelaufenen gesetzlichen Regelung beendet. SPÖ-Bildungssprecherin Andrea Kuntzl will dabei die bisherige Regelung verlängern, Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle will darüber hinaus die Möglichkeit höherer Beiträge. Nun muss verhandelt werden.