Probephase für neuen Drogentest

In Österreich bereitet die Polizei ein umstrittenes Projekt vor. An drei Standorten in Ostösterreich sollen Amtsärzte und Gesundheitsbehörden Drogenverdächtige testen, und zwar nicht wie bisher mit einem Urintest, sondern mit einer Haarprobe. Skeptiker halten die Methode für unzuverlässig. Deshalb müsse man sie ja ausprobieren, so das Argument der Polizei.

Morgenjournal, 12.2.2013

Keine aktuelle Beeinträchtigung feststellbar

Ein ein Zentimeter langes Haar gebe lückenlosen Aufschluss über den Drogenkonsum eines Monats, so der Direktor des Bundeskriminalamtes Franz Lang. Deshalb soll in den nächsten Wochen der Haartest-Pilotversuch an drei Standorten in Ostösterreich beginnen. "Es genügen vier bis sechs Haare. Wenn sie in der Früh mit der einer Bürste durch ihre Haare fahren, sind da mehr Haare drinnen. Das ist also eine sehr geringe Menge an Haaren", erklärt Lang.

Kritiker sind aber skeptisch, ob so wenige Haare reichen. Außerdem sei die Haaranalyse nur beschränkt sinnvoll, etwa in der Gerichtsmedizin, meint Hans Haltmayer, der ärztliche Leiter der Suchthilfe Wien: "Zum Herausfischen von Drogenlenkern, von beeinträchtigten Personen, ist das völlig ungeeignet, weil sie damit ja überhaupt keine aktuelle Beeinträchtigung feststellen können."

Toxikologe warnt vor Diskriminierung

Das räumt auch BKA-Chef Lang ein. Es sei aber auch nicht vorgesehen, dass Polizisten bei einer Verkehrskontrolle, neben Zulassungs- und Führerschein auch um ein paar Haare bitten. Trotzdem sehen Kritiker wie der Toxikologe Rainer Schmied gleich mehrere problematische Punkte. Schmied: "Nicht alle Drogen werden im gleichen Ausmaß in die Haarmatrix eingebaut. Wenn sie ein blondes Haar haben, verschwinden die Substanzen eher als bei einem dunklen Haar. Das heißt, man diskriminiert Personen je nach ihren genetischen Voraussetzungen."

In gebleichten Haaren ließen sich die Substanzen schlechter nachweisen, so Schmied. Außerdem könnten die Haare auch von außen verunreinigt werden. BKA-Chef Lang reagiert gelassen auf diese Kritik: "Die Ergebnisse sind derart präzise, dass man mit diesen kleinen Unwägbarkeiten ohne Weiteres arbeiten kann, vor allem wenn man die alte Methode, den Harntest, als Vergleich heranzieht."

Urintest hat ausgedient

Derzeit ist der Urintest gängige Praxis. Verdächtigt die Polizei jemanden Drogen zu nehmen, wird der Verdächtige dem Amtsarzt vorgeführt. Bestätigt der Arzt den Drogenkonsum, bedeutet das regelmäßige Urintests. Für den BKA-Direktor hat diese Methode aber längst ausgedient: "Man findet nur wenige Substanzen im Urintest, man findet viele Substanzen und vor allem Mischsubstanzen nicht, die wir heute bei Drogenkonsumenten vorfinden und man hat in den allermeisten Fällen nur ein Bild der letzten 48 Stunden."

Jetzt gelte es, die rechtlichen Details zu prüfen, so Lang. Ob man Verdächtige tatsächlich dazu verpflichten kann, sich die Haare nicht kurz schneiden zu lassen und nicht zu bleichen, bleibt abzuwarten.

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