1958 - Die Einbauküche

27. April 2017, 15:40

Trotz Bedenken vonseiten der Architektenschaft, standen diese neuen Einbauküchen für Rationalität und Fortschritt. In Haushaltsmagazinen wurde damals sogar metergenau vorgerechnet, um wie viel weniger Weg die Hausfrau für Tätigkeiten wie Kartoffelkochen in den neuen zweckmäßigen Küchen zurücklegen musste. Tatsächlich gelten zu jener Zeit die Küche und ihre Einrichtung als Wertmesser für die soziale Stellung der Familie. Das Wohnzimmer wird erst später mit dem Aufkommen von Fernseher und Stereoanlage zum Repräsentationsraum der Wohnung. Die 1950er Jahre sind noch eindeutig die Ära der Küche.

Da die USA damals für Modernität und Fortschritt standen, war, im Zusammenhang mit der Einbauküche, schon bald von der "amerikanischen Kredenz" die Rede. Unsterblich gemacht wurde sie durch H. C. Artmanns 1958 erschienenen Lyrikband "med ana schwoazzn dintn". Im Gedicht "Fia n schdeffan bral mein freind", das später auch vertont wurde, galt sie als Zeichen dafür, dass man es geschafft hatte.

Mit der Einbauküche wurden auch Elektrogeräte wie Elektroherde, Kühlschränke und Waschmaschinen zu Prestige-Objekten. In der "Elektrogeräte-Aktion" wurden für deren Anschaffung äußerst günstige Kredite gewährt und so kam es zwischen 1954 und 1957 zu einer Verdopplung der Elektroherde in den österreichischen Haushalten. Die Rationalisierung des Alltags, die mit solchen Anschaffungen einherging, fand aber auch ihre Kritiker.

Die Beschleunigung schlug sich auch auf den Magen. Neue, schnelle Zubereitungsarten wie das Grillen wurden zum Trend, auf den Herden standen jetzt vermehrt Schnellkochtöpfe und Halbfertig- und Fertigprodukte fanden immer reißenderen Absatz. Und so wurde damals gerade der eigentlich unscheinbare Knorr Goldaugen-Rindsuppenwürfel zum bekanntesten Markenartikel Österreichs.