Extremismus bei Minderheiten

Bis zu einem Drittel der türkisch-stämmigen Bevölkerung in Österreich sympathisiert mit der Ideologie der Grauen Wölfe, einer nationalistische Gruppierung in der türkischen Community. In der Öffentlichkeit ist der Extremismus in ausländischen Communities allerdings ein Tabu - aus falsch verstandener Toleranz, wie viele meinen. Dabei offenbaren gerade solche Strömungen die Versäumnisse der Integrationspolitik.

Mittagsjournal, 19.3.2013

Ausgrenzung schweißt zusammen

Sie heben die Hand zum Wolfsgruß, ihre Symbole sind drei Halbmonde und ein heulender Wolf - und ihre Feindbilder sind Armenier und Kurden. Zu den Versammlungen der türkischen Grauen Wölfe in Deutschland kommen Zehntausende, in Österreich immerhin 2.000, sagt Christin Schörkhuber von der Volkshilfe. Hintergrund sei die Ausgrenzung in Österreich, das schweiße zusammen.

Christian Schörkhuber hat im Vorjahr das Buch "Grauer Wolf im Schafspelz" herausgegeben - gemeinsam mit dem Politologen Thomas Schmidinger. Er sagt: Ausgrenzung ist nur ein Motiv. Es gebe auch Kräfte in der Türkei selbst, etwa gegen die PKK im Ausland zu mobilisieren.

Sonderschulen sind keine Lösung

Auch in der bosnisch-serbisch-kroatischen Community gibt es Extremismus, sagt der Chefredakteur des Magazins Kosmo Nedad Memic. Die einen haben ihn aus dem Jugoslawien-Krieg mitgebracht, andere sind bis heute hier nicht angekommen.

Aber, so Memic, solange noch immer viele Kinder von Zuwanderern in Sonderschulen landen und ihnen das Bildungssystem keine Aufstiegschancen bietet, werde sich das nicht ändern.

Viele Extremisten tarnen sich als Sport- oder Kulturvereine. Und viele Bürgermeister wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen. Geredet wird darüber selten, sagt Thomas Schmidinger, aber falsch verstandene Toleranz sei naiv.

Aber viele Politiker wissen einfach zu wenig, so die Kritik. Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) etwa ließ sich vor kurzem fotografieren: die Jugendlichen links und rechts zeigen den Wolfsgruß, und Pühringer lächelt.