Ärger über Werbeschmähs bei Lebensmitteln

In der Werbung wird nicht immer die Wahrheit gesagt, aber manchmal würde man ihr vielleicht gerne glauben. Zum Beispiel, wenn es bei Lebensmitteln heißt: "frei von Zusatzstoffen", "Bio-Bergbauern-Produkte" und ähnliches. Oft sind diese Botschaften aber einfach gelogen. Experten haben diese Woche in Wien über die Werbeschmähs der Lebensmittelindustrie diskutiert. Besonders ärgerlich ist, dass viele dieser falschen Botschaften rechtlich in Ordnung sind.

Mittagsjournal, 26.4.2013

Nadja Elgendy

Schmaler Grat zwischen Wahrheit und Irreführung

Als natürlich und rein werden Lebensmittel vom Jogurt bis zur Packerlsuppe beworben. Zum Beispiel wolle die Bezeichnung "ohne Zusatzstoffe" darauf hinweisen, dass auf gewisse Zusatzstoffe wie Geschmacksverstärker oder Konservierungsstoffe verzichtet wird, sagt Sonja Reiselhuber-Schmölzer vom Wiener Ingenieurbüro für Ernährungswissenschaften.

Doch dabei sei der Grat zwischen lebensmittelrechtlich korrekten Angaben und Irreführung oft sehr schmal, schildert die Ernährungswissenschaftlerin am Beispiel Glutamat. Am Produkt würde ausgelobt, es enthalte kein Glutamat, aber man fände auf der Zutatenliste die Zutat Hefeextrakt: "Hefeextrakt enthält natürlich Glutamat. Lebensmittelrechtlich wird hier gerade sehr spitzfindig diskutiert wie die korrekte Auslobung zu lauten hat – lebensmittelrechtlich ist dieser ganze Zusammenhang aber korrekt."

"Grün" und "ökologisch" oft heiße Luft

Die Gratwanderung in puncto Ausschilderung der Herstellungsmethode kritisiert der Sachbuchautor Clemens Arvay. Ihm als Agrarbiologen tue ganz besonders weh, dass der Begriff "Ökologie" derzeit massiv für das Marketing herhalten muss und teilweise auch missbraucht wird, sagt er: "Alles ist grün, alles ist nachhaltig, artgerecht, ökologisch. Wenn man dann hinter die Kulissen dieser Versprechen blickt, dann entpuppt sich sehr viel davon als heiße Luft."

Neben dem Schlagwort "Ökologie" werden viele Produkte mit "Bio-Bergbauern"-Qualität beworben, so Arvay. Bei einem Discounter gebe es beispielsweise ein "Bio-Bergbauern"-Jogurt aus einer bestimmten Region in Österreich – darin fänden sich allerdings Früchte und Nüsse aus der Türkei, aus Polen, aus Italien, erklärt er. Doch zumindest sei bei diesem Beispiel die Milch aus Österreich.

Ansprüche der Konsumenten ändern sich

Die Slogans und Bilder bieten oftmals keine harten Fakten, sondern sollen beim Kunden ein Lebensgefühl auslösen. Doch die Konsumentinnen und Konsumenten seien kritischer geworden, sagt Ernährungs-Trendforscherin Hanni Rützler, gerade was die Herkunft anlangt.

Die Lebensmittelindustrie sollte daher auf diese veränderten Erwartungen reagieren, indem sie zum Beispiel Informationen über Herkunft und Inhaltsstoffe im Internet leicht zugänglich macht, schlägt Rützler vor. Der Agrarbiologie Clemens Arvay verlangt auch gesetzliche Klarheit darüber, wie weit Werbung in ihrer Selbstdarstellung gehen darf.

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