On the road

1975 - Der Tramperrucksack

Das Jahr 1975 findet uns mit einem aufgeschnallten Tramperrucksack. Er ist dottergelb, mit zahlreichen Außenfächern versehen und besitzt einen goldlackierten Alurahmen, an dem sich leicht zusätzliche Gepäckstücke anbringen lassen.

Das Trampen, dieses vogelfreie Unterwegssein um wenig Geld, stellte damals, Mitte der 1970er Jahre, auch eine Form des gesellschaftlichen Widerstands dar. Die Reise wurde zum Lebensprinzip. Es ging weniger um ein fixes Ziel und mehr um die Suche nach authentischem Erleben und ungewöhnlichen Erfahrungen.

Tramperrucksack

(c) Technisches Museum Wien

Der zündende Funke für diese Aufbruchsstimmung kam aus Amerika, wo es Ende der 1950er Jahre die Literatur war, die die jungen Leute von ihren Sesseln und in Richtung Horizont gerissen hatte. Hierzulande war es vor allem Peter Handke, dem das Unterwegssein zum literarischen Prinzip wurde. Nach einer längeren USA-Reise veröffentlichte er 1972 seinen Roman "Der kurze Brief zum langen Abschied". Die Suche nach geistigen Wegbereitern führte die Jugend damals aber auch weit in die Vergangenheit zurück. Fündig wurde man in der deutschen Romantik.

Die Elterngeneration sah in diesem Aussteigertum eine Bedrohung für den Werdegang ihrer Kinder. Interessanterweise kam gerade 1972 das Interrail-Ticket auf den Markt und das schien einen für alle Seiten annehmbaren Kompromiss darzustellen. Nicht mit einem Interrail-Ticket beschwichtigen ließen sich die spirituellen Sinnsucher. Die restriktive Haltung der katholischen Kirche hatte in den 1970er Jahren viele junge Menschen nach Alternativen Ausschau halten lassen. Fündig wurden sie bei damals heftig diskutierten Jugendsekten von Vereinigungskirche bis Hare Krishna. Da ging es aber um Seelenwanderungen, bei denen der gute alte Tramperrucksack zu Hause blieb.