Pfarrer klagt gegen Vorwürfe

Mit einer Unterlassungsklage im Streitwert von mehr als 120.000 Euro wehrt sich ein oberösterreichischer Pfarrer gegen Missbrauchsvorwürfe. In seiner Klage fordert er auch Schadenersatz von einem von der Klasnic-Kommission anerkannten mutmaßlichen Missbrauchsopfer. Der Betroffene will den Vorwurf nicht zurückziehen, es steht Aussage gegen Aussage.

Morgenjournal, 28.8.2013

"Der will mich fertig machen"

Schadenersatz für Psychotherapiekosten, einen Widerruf im Fernsehen und künftig die Unterlassung der Vorwürfe - all das fordert der Innviertler Pfarrer in seiner Klage. Schadenersatz, weil er psychologische Hilfe gebraucht habe, nachdem ihn ein 41-Jähriger Ex-Ministrant im Fernsehsender Puls 4 massiv belastet hatte. Alleine der Streitwert der Unterlassung wird in der Klagsschrift mit 100.000 Euro beziffert, wobei das nur ein symbolischer Betrag sei, sagt der Anwalt des Pfarrers. Beide wollen anonym bleiben.

126.000 Euro beträgt die Gesamt-Streitwertsumme in der Klage, die Ö1 von der Plattform Betroffener kirchlicher Gewalt zugespielt wurde. "Der will mich fertig machen", sagt der betroffene 41-Jährige und fühlt sich neuerlich als Opfer: "Ich finde das eigentlich komisch, dass ein Täter sein Opfer klagt. Der hat das damals gemacht, und die ganzen psychischen Belastungsprobleme, die ich habe, hängen mit dem Missbrauch zusammen." Das sage auch seine Therapeutin. Außerdem hat die Klasnic-Kommission den 41-Jährigen im Vorjahr als Opfer anerkannt und ihm 5.000 Euro plus 30 Therapiestunden zuerkannt.

Widersprüchliche Ergebnisse

Aber als dann die Diözese Linz entscheiden musste, welche Konsequenzen die Missbrauchsvorwürfe für den Pfarrer haben und ob er womöglich seines Amtes enthoben wird, hat die Opferschutzkommission der Diözese recherchiert und mit anderen ehemaligen Ministranten gesprochen. Dabei, so der oberösterreichische Kommissionsvorsitzende Bezirkshauptmann Josef Gruber, hätten sich die Vorwürfe als nicht wirklich nachvollziehbar erwiesen. Laut Gruber vermutet der Innviertler Pfarrer, dass einer seiner Vorgänger oder Nachfolger in seiner früheren Pfarre im Raum Steyr den Missbrauch begangen haben könnte. Der 41-Jährige bestreitet das vehement, wie so oft gebe es halt keine Beweise für Missbrauch.

Klasnic-Kommissions-Sprecher Herwig Hösele sagt zu den widersprüchlichen Ergebnissen der beiden Kommissionen, die Aufgabe der Klasnic-Kommission in Wien sei gewesen, die Plausibilität von Vorwürfen nur grob zu prüfen und Betroffenen unbürokratisch zu helfen. Aber eine Zahlung für ein Opfer, sei kein Schuldspruch für einen konkreten Täter. Dass sich ein Pfarrer wehrt, sei auch legitim, meint Hösele. Aber Waltraud Klasnic werde den kirchlichen Oberen in Oberösterreich sprechen. Denn eine Klage in einer solchen Höhe sei mit christlicher Verantwortung nicht vereinbar und völlig überzogen.

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