Ganztagsschule: Schmied will Hürden senken

Die SPÖ will ab 2014 mehr Geld in die Einrichtung der Ganztagsschule stecken, die ÖVP bremst. Auch Eltern und Lehrer lehnen Ganztagsschulen oft ab. Dabei reicht es schon, wenn ein Drittel von ihnen gegen ein ganztägiges Angebot stimmt. Diese Quote ist Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) zu niedrig: Sie will den Abstimmungsmodus ändern, damit sich Ganztagsschulen schneller durchsetzen.

Morgenjournal, 28.8.2013

Regina Pöll und Wolfgang Werth

"In Angebot investieren"

Unterrichtsministerin Schmied und Kanzler Werner Faymann (SPÖ) wollen, dass 50 Prozent aller öffentlichen Schulen bald Ganztagsschulen sein sollen. Die Realität schaut anders aus: Aktuell sind es an Gymnasien erst 1,8 Prozent aller AHS-Unterstufen, die den sogenannten verschränkten Unterricht anbieten - dabei wechseln Unterrichts- und Betreuungsstunden einander bis in die Nachmittagsstunden ab.

Dass dies bisher ein Minderheitenprogramm ist, liegt für Schmied vor allem daran, dass Eltern und Lehrer einem solchen Ganztagsmodell zu mindestens zwei Dritteln zustimmen müssen, damit es verwirklicht wird. Anders gesagt: Ist ein Drittel der Lehrer und Eltern dagegen, dann wird es nichts mit der Ganztagsschule. Diese Quote ist Ministerin Schmied viel zu niedrig. Sie will die Vetomöglichkeit von Eltern und Lehrern verschärfen und den Abstimmungsmodus an den Schulen grundlegend überarbeiten: "Wir müssen den Modus komplett überdenken und zunächst einmal in die Angebote investieren. Was ist das für eine Wahlfreiheit, wenn ich kein Angebot habe?" So stützt Schmied auch das Vorhaben von Kanzler Faymann, ab 2014 jährlich 320 Millionen Euro in den Ausbau der Ganztagsschulen zu investieren. Mit der ÖVP akkordiert ist bisher nur die Hälfte, nämlich 160 Millionen Euro im Jahr.

Attraktive Lehrer-Arbeitsplätze

ÖVP-Generalsekretär Hannes Rauch hat den jüngsten Plan Faymanns bereits einen "Marketing-Gag" genannt. Und die Volkspartei wolle Eltern und Schüler sicher nicht in Ganztagsschulen drängen, so Rauch. Schmied bleibt dabei: Der Ausbau müsse kommen. Das Geld solle vor allem in eine bessere Ausstattung fließen. Hätten Lehrer erst einmal attraktive Arbeitsplätze, würden sie Ganztagsmodelle auch nicht mehr so stark ablehnen - und Eltern hätten eine echte Wahl für sich und ihre Kinder zwischen Ganztags- und herkömmlichen Schulen.