Syrische Flüchtlinge: Kirche wählt aus

Das Innenministerium hat gestern, drei Tage vor der Wahl, bekannt gegeben, dass am Dienstagabend die ersten syrischen Flüchtlinge in Österreich landen werden. Die syrisch-orthodoxe Kirche und die katholische Kirche haben dem Innenministerium in den vergangenen Wochen Namenslisten übermittelt. Laut Innenministerium wurden bisher zwölf Personen fix ausgewählt, jeden Tag sollen es mehr werden.

Morgenjournal, 27.9.2013

Infos durch Verwandte und Geistliche

Insgesamt sollen in der nächsten Woche zehn syrische Flüchtlinge nach Österreich kommen. Sie gehören zu jenen 250 der 500 Flüchtlinge, die die syrisch-orthodoxe und die katholische Kirche auswählen. Es sind ausschließlich Christen. Viele von ihnen haben Familienangehörige in Österreich und sind schon in eines der syrischen Nachbarländer geflüchtet, sagt der Bischofsvikar der syrisch-orthodoxen Kirche in Wien, Emanuel Aydin: "Wir haben über diese Leute Informationen von Verwandten, die in Österreich sind, beziehungsweise durch Geistliche, die in Syrien, im Libanon und in Jordanien sind."

Man werde die Flüchtlinge bei Verwandten und Bekannten unterbringen, so Aydin. Schon seit einer Woche sei man bereit für ihre Ankunft: "Es gibt genügend Familien derzeit. Wenn es mehr werden und nicht genug Platz ist, werden wir natürlich mit der Caritas sprechen."

Kritik: "Keine Soforthilfe"

Doch auch muslimische Syrer in Österreich hoffen darauf, ihre verfolgten Familienmitglieder in Sicherheit zu bringen. Einer von ihnen ist Omar. Er lebt seit sechs Jahren in Österreich. Weil sein Bruder weder für Assads Armee, noch für die Rebellen kämpfen wollte, sei er mit seiner Familie aus Damaskus geflohen. Von der humanitären Aktion Österreichs ist Omar enttäuscht. Denn bisher hat sich nichts getan: "Er hat drei Kinder, und ich möchte ihn hierher in Sicherheit bringen. Das ist keine Soforthilfe."

Kriterien des UNHCR

250 syrische Flüchtlinge wird das UN-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) auswählen. Dabei wird es sich nicht ausschließlich um Christen handeln. Religiöse Zugehörigkeit sei kein Kriterium für UNHCR, sagt der Leiter von UNHCR Österreich, Christoph Pinter. Bevorzugt behandelt würden Personen, die Anknüpfungspunkte nach Österreich hätten. Noch sei nicht klar, aus welchem der syrischen Nachbarländer die Flüchtlinge kommen werden. Und auch nicht, ob sie aus einem oder mehreren Ländern kommen. Das UNHCR werde aber auf jeden Fall besonders schutzbedürftige Personen auswählen, etwa medizinische Notfälle, Gewaltopfer, Kinder und Frauen.

Omars Bruder hat sich bis in die Türkei durchgeschlagen, seine Frau und die drei Kinder sind noch immer in Syrien. Für Omar geht das Bangen um seine Familie weiter.

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