San Franciscos Kulturszene macht mobil

Der neue Goldrausch

Lange stand San Francisco weltweit für den Goldrausch, dann kam der Sommer 1967 und junge Menschen aus aller Welt pilgerten in die kalifornische Metropole – angezogen vom Versprechen der freien Liebe und Selbstverwirklichung.

  • San Francisco

    "San Francisco war immer schon eine Boomtown. 1849 entdeckte man Gold in den Bergen im Hinterland. Der Goldrausch machte aus dem Dorf San Francisco quasi über Nacht eine Stadt. Diese sprunghafte Entwicklung ist charakteristisch für San Francisco. Heute haben wir den IT Boom."
    Carl Nolte, "San Francisco Chronicle"

    (c) Scheucher, ORF

  • Frau in San Francisco

    In den Straßen von San Francisco tobt ein Häuserkampf. Im Mission District, einem einst schäbigen Viertel, haben sich die Mieten verdoppelt. Das hat auch Auswirkungen auf die hiesige Kulturszene. Kulturinstitutionen fürchten sich wegen Mietrückständen vor einer drohenden Räumungsklage.

    (c) Scheucher, ORF

  • Marc Salomon

    "Es ist traurig, wenn die Stadt von Menschen überflutet wird, die nichts von der einstigen kulturellen Bedeutung San Franciscos wissen. Sie kommen hierher, um schnelles Geld zu machen und gehen wieder." Marc Salomon demonstriert gegen die explodierenden Mietpreise in der Nachbarschaft.

    (c) Scheucher, ORF

  • Steve-Jobs-Buch

    Von vielen Angestellten der IT-Branche wird Steve Jobs wie ein Popstar verehrt. 1976 gründete Jobs gemeinsam mit Steve Wozniak "Apple Computers". Der erste Firmensitz ist die Garage der Eltern in Los Altos, einer Gemeinde im Silicon Valley.

    (c) Scheucher, ORF

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Kulturjournal, 03.01.2014

San Francisco war immer schon eine Boomtown, mehr noch ein Sehnsuchtsort, eng verknüpft mit der Hoffnung auf ein besseres Leben. Menschen aus aller Herren Länder haben die Stadt zu dem gemacht, was sie heute ist. Zuerst kamen die Goldgräber, dann die Hippies, die dem spießigen Trott der amerikanischen Suburbia entfliehen wollten, später die Homosexuellen, die ihre Sexualität hier so offen ausleben konnten wie an keinem anderen Ort der USA. Heute sind es Ingenieure, Programmierer und Techniker, die davon träumen, mit einer genialen Geschäftsidee über Nacht zu Millionären zu werden - so wie einst Apple-Gründer Steve Jobs. Er wird hier ohnehin wie ein Säulenheiliger verehrt.

Das Gold des 21. Jahrhundert ist kein Edelmetall, sondern Silizium, ein Material, das man für die Erzeugung von Halbleitern braucht. Die Nähe zum Silicon Valley hat die einstige Alternativhochburg San Francisco in den letzten Jahrzehnten verändert.

Bis heute ist San Francisco das Zentrum einer lebendigen Musikszene. In den zahlreichen Clubs und Bars der Stadt geben sich nach wie vor die Größen der Alternative-Rock- und Indiepop-Szene ein Stelldichein. Doch die lokale Szene fühlt sich bedroht, denn mittlerweile sind die Mieten für viele Künstler/innen und Kreative unerschwinglich geworden. Neben New York ist San Francisco heute die teuerste Stadt der USA. Für die alteingesessene Kultur- und Alternativszene ein Grund, mobil zu machen.

Feindbild Nummer eins sind hochausgebildete, junge, meist männliche Mitarbeiter der IT-Industrie. Sie pendeln täglich ins benachbarte Silicon Valley, wo IT-Riesen wie Google, Apple und Yahoo ihre Headquarter haben. San Francisco, so eine häufig geäußerte Kritik, werde immer mehr zum Schlafzimmer des Silicon Valley. Doch die Nähe zum Silicon Valley, einem der wohlhabendsten Gebiete der USA, birgt auch Chancen. Schließlich sind kulturelle Institutionen und Museen in den Vereinigten Staaten auf privates Geld angewiesen.

Anders als an der US-amerikanischen Ostküste hat das Mäzenatentum an der Westküste allerdings eine vergleichsweise schwache Tradition. Auch die Milliardäre der IT-Industrie unterstützen kulturelle Institutionen und Museen nur sehr bedingt. Eine aktuelle Ausstellung des San Francisco Museum of Modern Art streckt nun die Fühler aus und bespielt temporäre Kunsträume im Silicon Valley.