San Franciscos Kulturszene macht mobil
Der neue Goldrausch
Lange stand San Francisco weltweit für den Goldrausch, dann kam der Sommer 1967 und junge Menschen aus aller Welt pilgerten in die kalifornische Metropole – angezogen vom Versprechen der freien Liebe und Selbstverwirklichung.
8. April 2017, 21:58
Kulturjournal, 03.01.2014
San Francisco war immer schon eine Boomtown, mehr noch ein Sehnsuchtsort, eng verknüpft mit der Hoffnung auf ein besseres Leben. Menschen aus aller Herren Länder haben die Stadt zu dem gemacht, was sie heute ist. Zuerst kamen die Goldgräber, dann die Hippies, die dem spießigen Trott der amerikanischen Suburbia entfliehen wollten, später die Homosexuellen, die ihre Sexualität hier so offen ausleben konnten wie an keinem anderen Ort der USA. Heute sind es Ingenieure, Programmierer und Techniker, die davon träumen, mit einer genialen Geschäftsidee über Nacht zu Millionären zu werden - so wie einst Apple-Gründer Steve Jobs. Er wird hier ohnehin wie ein Säulenheiliger verehrt.
Das Gold des 21. Jahrhundert ist kein Edelmetall, sondern Silizium, ein Material, das man für die Erzeugung von Halbleitern braucht. Die Nähe zum Silicon Valley hat die einstige Alternativhochburg San Francisco in den letzten Jahrzehnten verändert.
Bis heute ist San Francisco das Zentrum einer lebendigen Musikszene. In den zahlreichen Clubs und Bars der Stadt geben sich nach wie vor die Größen der Alternative-Rock- und Indiepop-Szene ein Stelldichein. Doch die lokale Szene fühlt sich bedroht, denn mittlerweile sind die Mieten für viele Künstler/innen und Kreative unerschwinglich geworden. Neben New York ist San Francisco heute die teuerste Stadt der USA. Für die alteingesessene Kultur- und Alternativszene ein Grund, mobil zu machen.
Feindbild Nummer eins sind hochausgebildete, junge, meist männliche Mitarbeiter der IT-Industrie. Sie pendeln täglich ins benachbarte Silicon Valley, wo IT-Riesen wie Google, Apple und Yahoo ihre Headquarter haben. San Francisco, so eine häufig geäußerte Kritik, werde immer mehr zum Schlafzimmer des Silicon Valley. Doch die Nähe zum Silicon Valley, einem der wohlhabendsten Gebiete der USA, birgt auch Chancen. Schließlich sind kulturelle Institutionen und Museen in den Vereinigten Staaten auf privates Geld angewiesen.
Anders als an der US-amerikanischen Ostküste hat das Mäzenatentum an der Westküste allerdings eine vergleichsweise schwache Tradition. Auch die Milliardäre der IT-Industrie unterstützen kulturelle Institutionen und Museen nur sehr bedingt. Eine aktuelle Ausstellung des San Francisco Museum of Modern Art streckt nun die Fühler aus und bespielt temporäre Kunsträume im Silicon Valley.