Psychologe: Rettungsgasse muss scheitern

Das Projekt Rettungsgasse scheitere am vielen Eigenheiten der menschlichen Psyche, analysiert der Verkehrspsychologe Gregor Bartl im Ö1-Gespräch. Die Politik sollte sich lieber anderer Themen der Verkehrssicherheit annehmen, wie etwa der Unaufmerksamkeit im Verkehr, so Bartl.

Mittagsjournal, 4.2.2014

Verkehrspsychologe Gregor Bartl im Gespräch mit Hubert Arnim-Ellissen

Unnatürliches Verhalten

Aus psychologischer Sicht sei das zur Bildung der Rettungsgasse nötige Verhalten unnatürlich: "Ich soll Platz machen auf einem konkurrenzumkämpften Verkehrsfeld, soll riskieren, dass mein Auto beschädigt wird in diesem Gedränge und da spielen Faktoren wie Angst und Unsicherheit eine Rolle." Dazu komme noch, dass das Gesetz schwammig formuliert sei und trotzdem strenge Strafen vorsehe.

Fehler bei Einführung

Dass auch die Lkw-Lenker, die ja Vorbilder sein könnten, die Rettungsgassenpflicht missachten, führt Bartl darauf zurück, dass die Hälfte aller Lkw-Lenker nicht Deutsch sprechen. Daher erreiche man die Straßenbenützer nicht mit Kampagnen, das sei bei der Schaffung der Rettungsgasse übersehen worden. Außerdem hätte sie von Anfang an EU-weit angelegt sein sollen, dann hätte sie besser funktioniert.

Andere Schwerpunkte

Ein weiterer Faktor sei das Phänomen der "Reaktanz", oder umgangssprachlich "justament nicht". Immerhin seien in das Projekt Rettungsgasse fünf Millionen Euro geflossen, und das wisse der Autofahrer auch, der sich nicht bevormunden lassen wolle. Mit diesem Geld hätte man effizienter umgehen können, meint der Psychologe. Die Politik sollte wieder den Pannenstreifen einführen und sich lieber auf das Thema Unaufmerksamkeit stützen, das sei die Unfallursache Nummer eins.