Pflegeberufe: Arbeitslos trotz Nachfrage

In keiner anderen Branche ist die Arbeitslosigkeit zuletzt so stark gestiegen wie bei den Gesundheitsberufen, nämlich um 14,7 Prozent im Jänner. Das bedeutet aber keineswegs, dass es den Mangel an Pflegekräften doch nicht gibt.

Mittagsjournal, 4.2.2014

Kein Job - keine Heimhilfe

Mehr Arbeitslose insgesamt, das bedeutet auch mehr Arbeitslose im Pflegebereich - das klingt wie eine Binsenweisheit, ist aber keine. Denn wenn viele mehr Zeit daheim haben, müssten weniger Dienste zugekauft werden, sagt die Präsidentin des Gesundheits- und Krankenpflegeverbandes Ursula Frohner: "Wenn ich weniger Geld zur Verfügung habe, verzichte ich als erstes in der Regel auf die Unterstützung im Haushalt. In einer ländlichen Region, wo plötzlich ein großer Betrieb vorzugsweise Frauen freisetzt, ist der erste Weg immer die Versorgung in der eigenen Familie." Und dadurch sinkt die Nachfrage nach Betreuungs- und Hilfsdiensten.

Und auch bei der unmittelbaren Pflege sind von Arbeitslosigkeit vor allem wenig Qualifizierte betroffen. Viele Pflegehilfskräfte steigen auch von sich aus dem Job aus und suchen sich weniger belastende, angesehenere und einträglichere Tätigkeiten.

Pflegekräftemangel bleibt

Im qualifizierten Bereich, gerade bei den Diplompflegerinnen und -pflegern, sieht die Expertin hingegen kein Problem durch steigende Arbeitslosigkeit - im Gegenteil. Den Pflegekräftemangel abzusagen, davon könne deshalb keine Rede sein, sagt die Expertin. Schon jetzt sei ein Großteil der Pflegekräfte selbst über 45, zugleich nehme die Zahl der älteren, pflegebedürftigen Menschen ständig zu. Dringend nötig sei es deshalb, den Pflegehilfskräften eine Perspektive auf Weiterentwicklung und Aufstieg zu geben, das lasse das jetzige System aber nicht zu: "Es ist schon sehr schwierig, die Überbrückung von der Heimhilfeausbildung zu dieser einjährigen Ausbildung zur Pflegehilfe oder Pflegeassistenz zu bekommen, und dann noch das Diplom im gehobenen Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege - das ist überhaupt sehr schwierig und durch die Arbeitsmarktförderung sehr wenig unterstützt." Änderungen seien hier dringend nötig, so Frohner.