Vorwurf gegen Niessl: Zeuge ist FPÖ-Mitglied

Das Nachrichtenmagazin "Profil" hat Vorwürfe gegen den burgenländischen Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) veröffentlicht. Niessl soll vor etwa vier Jahren vom Industriellen Manfred Swarovski ein Geldkuvert mit 10.000 Euro bekommen haben, was der Landeshauptmann bestreitet und mit einer Klage gegen "Profil" beantwortet hat. Mittlerweile ist klar, wer der anonyme Zeuge ist, auf den sich das Magazin beruft: ein angesehener Tiroler Manager, der auch Mitglied der FPÖ ist.

Mittagsjournal, 14.2.2014

Niessl kontert

"Rufmord auf Raten", sagt Landeshauptmann Hans Niessl zu dem Vorwurf der Geld-Annahme. Und Niessl hat gestern nicht nur "Profil" geklagt, sondern auch eine Sachverhaltsdarstellung zum Informanten an die Staatsanwaltschaft geschickt - darin werden Behauptungen der "Kronen Zeitung" eins zu eins übernommen: Der Informant soll in diversen Berufen unter anderem als Finanzvorstand und Bankangestellter jeweils Probleme gehabt haben und aus dem Dunstkreis der FPÖ kommen, schrieb "Krone"-Innenpolitiker Claus Pandi über den "Profil"-Zeugen. Rufmord ist nicht immer eine Einbahnstraße.

Mann aus dem Vorstand

Der Name des Zeugen ist jetzt bekannt, auch "Profil" wird ihn in der nächsten Ausgabe outen. Der Mann heißt Andreas Wecht, er war von 2002 bis 2006 Vorstandschef der Tiroler Sparkasse - das ist in Tirol nicht irgendeine Bank. Und Wecht wurde, nachdem sein Vertrag dort schon verlängert worden war, von Manfred Swarovski in den Vorstand seiner Firma SWARCO in Wattens geholt. Wecht hat ja eigenen Angaben zufolge 2009 oder 2010 von Swarovski den Auftrag bekommen, Geld für den burgenländischen Landeshauptmann bei der Bank abzuheben, und er will das Geld Niessl persönlich im Kuvert übergeben haben. Ö1 hat heute mit Andreas Wecht am Telefon gesprochen. Er hat dabei Nerven gezeigt und will sich zu der Sache nur noch vor Gericht äußern, wie er sagt. Einen Anwalt habe er jedenfalls schon eingeschaltet.

Wahlspekulationen

SWARCO und Niessl sagen ja, die Darstellung Wechts sei aus der Luft gegriffen. Und da kommt auch die parteipolitische Zugehörigkeit von Wecht ins Spiel. Wecht ist Mitglied der Tiroler FPÖ, er ist auch ein kleiner Funktionär in der Bezirksorganisation Innsbruck Land. Parteimitglied sei er aber erst nach seiner Managertätigkeit bei SWARCO, also nach den behaupteten Vorgängen mit Niessl, geworden, heißt es in der Tiroler FPÖ. Für die SPÖ ist das dennoch ein gefundenes Fressen, hat Landeshauptmann Niessl doch schon bei seinem ersten Dementi einen parteipolitischen Hintergrund und die im Frühjahr 2015 anstehende Landtagswahl im Burgenland ins Spiel gebracht. Jetzt blühen - etwa im Fellner-Blatt "Österreich" - auch schon erste Spekulationen auf, dass die Wahl auf Herbst 2014 vorgezogen werden und Niessl als Märtyrer antreten könnte, um sie zu gewinnen.