USA: Peinliche Botschafter-Bestellungen

In den USA ist es üblich, neben altgedienten Diplomaten auch politische Freunde und Gleichgesinnte mit Botschafterposten zu belohnen. Doch dieser Brauch wird derzeit heftig in Frage gestellt, seit die jüngsten Nominierungen durch Präsident Obama für Peinlichkeiten sorgen.

Mittagsjournal, 26.2.2014

"Waren Sie schon einmal dort?"

Alles beginnt mit einer peinlichen Stille. "Waren Sie schon einmal in Norwegen?", wird George Tsunis, designierter US-Botschafter für Norwegen, bei seiner Anhörung vor dem US-Senat gefragt. "Nein, war ich nicht", sagt der schließlich. "Und Haben Sie eine Strategie, wie Sie die USA in Norwegen vertreten wollen? " Tsunis wird nervös. Minutenlang redet er sich in ein Schlamassel. Zögert bei der Frage nach der Landessprache. Wird dabei ertappt, nicht zu wissen, dass Norwegen eine Monarchie ist. Oder welche Parteien in der Regierung sind

"Und Sie", fragt der republikanische Senator John McCain dann Noah Mamet, US-Botschafterkandidat für Argentinien. "Waren Sie schon einmal in dem Land, in dem sie arbeiten sollen?" Auch der schüttelt mit dem Kopf. "Ich hatte bisher leider nicht das Privileg." - "Ich habe keine weiteren Fragen mehr", sagt McCain schließlich spöttisch, "an diese unglaublich hoch qualifizierten Kandidaten."

Geld statt Erfahrung

Es sind Anhörungen wie diese, die in den USA derzeit für Aufregung sorgen. Denn vor allem diese Nominierten sind besonders umstritten. Sie haben wenig internationale Erfahrung, aber sie haben viel Geld - und genau damit Präsident Obama in seinen Wahlkämpfen unterstützt.

Der Hotelbesitzer George Tsunis zum Beispiel, hat fast eine Million Dollar an Spendengeldern für Obama gesammelt. Dafür soll er jetzt Botschafter in Oslo werden.

Oder Colleen Bell, ehemalige Seifenopernproduzentin. Sie hat mehr als 500.000 Dollar aufgestellt - nun winkt das Botschafteramt in Ungarn.

Oder Obamas persönlicher Freund Bob Barber: der könnte US-Botschafter in Island werden. Und hat mehr als eineinhalb Millionen Dollar an Spendengeldern aufgetrieben.

70 zu 30

"Gekaufte Diplomaten", ätzen Kritiker. Regierungssprecher Jay Carney weist die Kritik zurück. "Dem Präsidenten beim Spendensammeln geholfen zu haben, garantiert keinen Job. Aber es schadet auch nicht." Grundsätzlich ist das Thema nichts Außergewöhnliches. Denn In den USA muss man nicht unbedingt eine lange Karriere im Außenministerium vorweisen, um als Botschafter entsandt zu werden. Dass Präsidenten auch politische Freunde nominieren, ist Tradition. 70 zu 30 lautet die inoffizielle Daumenregel. 70 Prozent der Botschafterposten gehen an Berufsdiplomaten. 30 an politische Verbündete.

Unverbindliche Empfehlungen

Barack Obama nimmt das aber offenbar nicht so ernst - und erntet dafür Kritik. In seiner zweiten Amtszeit hat er bisher für mehr als die Hälfte aller Botschafterposten Freunde nominiert. Viel mehr als jemals ein Präsident zuvor, sagt Matthew Asada von der Gewerkschaft der US-Diplomaten AFSA. "Wir haben noch nie einen so hohen Prozentsatz an so genannten 'politischen Botschaftern' gesehen. Natürlich gibt es auch ausgezeichnete Quereinsteiger. Aber wir glauben ehrlich gesagt nicht, dass alle Kandidaten ausreichend qualifiziert sind." AFSA hat nun Richtlinien für das Botschafteramt erlassen. Unverbindliche Empfehlungen seien das, sagt Asada. Zum Beispiel: Das Land ein wenig zu kennen. Oder die Sprache.