Alternativschulen: Ein Fünftel weniger Geld

Die Budgetkürzungen im Schulbereich dürfen in den Klassen nicht spürbar sein - das ist die Vorgabe an das Bildungsministerium. Mit Ach und Krach wurde sie bei den Regelschulen eingehalten. Wie sich jetzt herausstellt, geschah das aber auf Kosten der Alternativschulen: Sie müssen ab sofort mit 20 Prozent weniger Geld auskommen. Für viele Montessori- und Waldorfschulen ist das existenzgefährdend.

Mittagsjournal, 12.6.2014

"Müssen um jeden Euro strampeln"

Mit 4,4 Millionen Euro hat der Bund im Vorjahr alternative Schulen gefördert, das ist gerade mal ein halbes Promille des Bildungsbudgets. Und dennoch setzen die Kürzungen für 2014 und 2015 ausgerechnet hier an – und das nicht zu knapp. Die Montessori-Schulen bekommen 300.000 Euro weniger im Jahr, die Waldorf-Schulen um mehr als 500.000 Euro. In Summe werden die staatlichen Gelder für die freien Schulen mit 5.500 Schülern um rund 20 Prozent zusammengestrichen.

Das geht ans Eingemachte, befindet der Grüne Bildungssprecher Harald Walser: "Das bedeutet das Aus für sehr viele Montessori-, Waldorf- und andere Alternativschulen, die jetzt schon am Existenzminimum sind und um jeden Euro strampeln müssen."

"Limit ist erreicht"

Momo Kreutz vom Dachverband EFFE spricht für die Alternativschulen und bestätigt das: "Wir haben bereits eine Schule, die in Konkurs gehen musste, das aber zum Glück irgendwie überlebt hat. Andere Schulen werden ebenso in massive Schwierigkeiten kommen." Man könne mit den Elternbeiträgen nicht weiter hinaufgehen, wolle das aber auch nicht: "Wir wollen keine Eliteschulen sein, die sich nur Reiche leisten können."

Bei 350 Euro Elternbeitrag im Monat sei man schon angekommen, und die Eltern würden auch sehr viel für das Funktionieren dieser Schulen tun, sagt Kreutz. Das reiche von Renovierungsarbeiten über Koch- und Putzdienste, die alle in Elternverwaltung sei. "Das Limit, was man an Leistung, aber auch an Finanziellem einbringen kann, ist erreicht." Rund 60 Prozent Alleinerzieherinnen gebe es in den Alternativschulen, diese könnten sich nicht noch mehr an Beiträgen leisten.

"Privilegierte werden weiter privilegiert"

Der Bund zieht die Schrauben an, während kirchliche Privatschulen ungeschoren bleiben - dort werden die Lehrergehälter weiter voll bezahlt. Ungeschoren bleibt auch die Vienna International School, die mit ihren 1.400 Schülern heuer allein fünf Millionen für den Schulbetrieb aus dem Budget erhält und weitere 2,5 Millionen für die Instandhaltung des Schulgebäudes in Wien-Donaustadt. "Die Vienna International School bekommt alleine deutlich mehr als sämtliche anderen Privatschulen in Österreich zusammen. Hier werden Privilegierte noch einmal privilegiert", meint Harald Walser. Jene, die neue Wege gehen würden, würden indes behindert, so Walser im Hinblick auf die Budgetkürzungen für Alternativschulen.

Der UNO-Sitz Wien und ein Vertrag mit dem Bund machen die umfangreiche Finanzierung der Vienna International School möglich. Der Vertrag läuft Ende Juli aus, aber nicht ersatzlos: Das Außenministerium will die Schule im Sinne einer kohärenten Amtssitzpolitik weiter fördern, wie es in einer Anfragebeantwortung heißt. Das Bildungsministerium will damit freilich nichts mehr zu tun haben - und hat die Fünf-Millionen-Förderung von heuer im Budget 2015 schon vorsorglich auf Null gestellt.