Ärztekammer warnt vor Landärztemangel

Am Land droht ein akuter Ärztemangel, warnt die Ärztekammer. Über 50 Prozent aller derzeit tätigen Landärzte gehen in den kommenden zehn Jahren in Pension. Und das Interesse an der Nachfolge hält sich in Grenzen. Der Landarzt-Beruf müsse attraktiver gemacht werden, fordert die Ärztekammer und veranstaltet heute auch ein Symposium zum Thema.

Morgenjournal, 18.6.2014

"Landärzte sterben aus"

Knapp 1.600 Allgemeiner haben in Österreich eine Ordination am Land. Und darunter versteht die Ärztekammer Mediziner mit einem Kassenvertrag, die in einer Gemeinde mit bis zu 3.000 Einwohnern eine Ordination betreiben. Anfang Juni hatte Ärztekammerpräsident Artur Wechselberger gewarnt, dass innerhalb der nächsten zehn Jahre in Österreich etwa 1.500 neue Landärzte gebraucht. Es ist ein wenig so wie bei den Lehrern: Wegen einer bevorstehenden großen Pensionswelle ist der Bedarf groß. Gert Wiegele, er ist in der Kammer für die Landärzte zuständig, sagt: "Wie Polizeiposten und Lebensmittelgeschäfte aussterben, sterben auch die Landärzte aus. Es ist so dramatisch geworden, dass es gewisse Bereich gibt in gewissen Tälern in Tirol, Vorarlberg und Kärnten, wo einfach niemand mehr hingeht."

Ideen und Forderungen

Weil immer mehr Frauen den Beruf ausüben, diese aber oft Teilzeitmodelle anstreben, ist die erste und wichtigste Forderung der Ärztekammer, dass die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Landärzte und Landärztinnen familien- und frauenfreundlicher werden müssen. Kammer-Vertreter Wiegele fordert, "dass man Zusammenarbeitsformen in Gruppenpraxen, Ordinationsgemeinschaften, in virtuellen Netzwerken gestattet, dass man die Ausbildung zum Allgemeinmediziner in Lehrpraxen fördert." Auch "Job-Sharing" regt Wiegele an, dass sich also zum Beispiel zwei Kollegen/Kolleginnen die Praxis teilen könnten: "Da könnte man sich die Arbeit teilen und intensiver arbeiten und das Angebot erhöhen" - was unter den derzeitigen Kassenvertragsbedingungen nicht möglich sei, so Wiegele.

Teilzeitmodelle erfordern klarerweise aber auch mehr Mediziner, was eine Erklärung für den von der Ärztekammer genannten künftigen hohen Ärztebedarf ist. Weitere Forderung der Kammer: Ausbau der landärztlichen Hausapotheken - das ist auch eine Einkommensquelle für die Landärzte. Und um eine gute medizinische Basisversorgung am Land sicherzustellen, brauche es auch mehr Geld, heißt es.