Ärztekammer lobbyiert für Hausärzte
Das neue Gesundheitskonzept von Politik und Sozialversicherung lässt bei der Ärztekammer die Alarmglocken schrillen: Die Hausärzte sollen verstärkt mit anderen medizinischen Berufsgruppen, etwa Therapeuten oder Krankenschwestern, zusammenarbeiten. Die Ärztekammer befürchtet, dass die niedergelassenen Ärzte ihre zentrale Rolle im System verlieren, und startet eine Lobbying-Offensive.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 14.6.2014
Verantwortung und Bezahlung
Patientinnen und Patienten sollen in der Nähe ihres Wohnorts nicht mehr vom Hausarzt allein, sondern von Teams betreut werden, je nach Bedarf von Ärzten, Krankenschwestern, Therapeuten. Nach dem Auftauchen eines Arbeitspapiers der Politik befürchtet die Ärztekammer aber nun, dass die Letztentscheidung, wie und von wem der Patient behandelt wird, nicht mehr der Hausarzt alleine, sondern das gesamte Team trifft. Für Ärztekammer-Präsident Artur Wechselberger ist das schlicht inakzeptabel: "Es ist für mich undenkbar, in eine Systemrichtung zugehen, wo diese Verantwortung vom Arzt weggeht. Wir sind ja kein Notstandsgebiet der Versorgung, wo man sich aus Mangel an Ärztinnen und Ärzten zurückziehen muss auf Versorgungsebenen, die nichtärztlich sind."
Der Arzt müsse in medizinischen Belangen erster Ansprechpartner bleiben, so der Ärztekammerpräsident. Und wenn der Arzt in den neuen Teams koordiniert, müsse das auch als Leistung anerkannt - sprich bezahlt werden: "Unter dem Motto 'Geld folgt Leistung' müssen auch die Finanzmittel in die Richtung strömen, in der die ärztlichen Leistungen letztlich erbracht werden."
Kammer will mitreden
Die Ärztekammer ist grundsätzlich für die sogenannte Primärversorgung. Doch der Teufel steckt für Wechselberger im Detail. Er befürchtet, dass sich die Ärzte zentralistisch vorgegebenen Strukturen unterordnen müssen. Besser wäre aber, würden bürokratische Hürden für die Einzelpraxen der Ärzte abgebaut, um sich besser mit anderen Ärzten oder medizinischen Berufsgruppen vernetzen zu können.
Am 30. Juni wollen Bund, Länder und Sozialversicherung einen Entwurf für die Primärversorgung beschließen, die Zeit bis dorthin und darüber hinaus wollen die Ärzte nützen, um einerseits die Ärzte zu informieren und andererseits bei den Entscheidungsträgern Stimmung für ihre Anliegen zu machen. Denn, ein weiterer Kritikpunkt von Artur Wechselberger, die Ärztekammer ist in die Verhandlungen nicht eingebunden: "Wir glauben, dass sich Dinge noch bewegen und verändern können, und da wollen wir aber dabei sein."
Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) hat bis jetzt stets beteuert, der Hausarzt werde weiterhin eine zentrale Rolle bei der Versorgung der Patienten spielen.