Ernährungsmediziner: Hauptsache Bewegung

Übergewicht sei keine Frage der Optik, sondern eine Krankheit, sagt der Ernährungsmediziner Kurt Widhalm. Ganz wesentlich sei tägliche Bewegung, die Spaß machen müsse.

Morgenjournal, 5.8.2014

Ernährungsmediziner Kurt Widhalm im Gespräch mit Christian Williwald

Sitzen reduzieren

Die Zahlen der Nike-Studie seien Hochrechnungen, aber plausibel, sagt Widhalm. Jedenfalls leide die Lebensqualität, wenn Menschen Begleiterkrankungen durch Übergewicht bekommen. Außerdem wären diese Menschen früher nicht mehr arbeitsfähig und kosteten die Gesellschaft mehr Geld. Dass Bewegungsarmut bei Kindern und Jugendlichen ein wesentlicher Krankmacher ist, werde von vielen Studien belegt. Ebenso sei belegt, dass 60 bis 90 Minuten Bewegung pro Tag die Entstehung von Begleiterkrankungen verhindern kann. Auch sollte die sitzende Zeit reduziert werden: Kinder sollten nie länger als eine Stunde sitzen - ob in der Schule oder vor dem Computer. Wie diese Bewegung sich abspielt, sei nicht so wesentlich. Wichtig dabei: "Bewegung darf nicht zum Zwang werden, sondern muss Spaß machen." Pädagogen müssten sich individuell geeignete Bewegungsmuster ausdenken, dazu seien Bewegungsräume wichtig. Und da gebe es in vielen Schulen gar keine geeigneten Turnsäle oder Wiesen.

Immerhin sieht Widhalm die Diskussion positiv: "Wir sind auf einem Weg, wo man beginnt, das Bewusstsein in der Bevölkerung in dieser Richtung zu erhöhen." Es müsste aber auch von politischer Seite noch viel getan und auf vielen Ebenen gearbeitet werden. Übergewicht sei eine Krankheit und habe nicht nur mit Optik zu tun, so Widhalm.