OMV-Chef Roiss: Kein Gaslieferstopp

Die Spannungen zwischen der Ukraine und Russland könnten erneut dazu führen, dass Europa mit zu wenig Gas versorgt wird. Zuletzt war das im Winter vor fünf Jahren für einige Wochen der Fall. Die Drohungen aus Kiew, den Transport zu stoppen oder zu beschränken, wecken daher üble Erinnerungen. Bei der Bilanzpräsentation der OMV in Wien versuchte OMV-Chef Gerhard Roiss zu beruhigen: Er glaube nicht an einen Lieferstopp.

Mittagsjournal, 12.8.2014

EU soll Alternativen suchen

Gut die Hälfte der russischen Gaslieferungen in die EU Länder sowie in die Türkei fließen durch die Ukraine. Der Rest der Lieferungen braucht die Transitstrecke nicht, der fossile Brennstoff kommt durch die Pipeline, die durch die Nordsee führt, durch die Leitung, die Weißrussland sowie Polen quert und jene, die durch das Schwarze Meer in die Türkei führt. Österreich bezieht etwa 60 Prozent seines Gasverbrauchs in Russland. Der Import läuft vor allem über die teilstaatliche OMV. Generaldirektor Gerhard Roiss geht fest davon aus, dass die Regierung in Kiew ihre Drohung nicht in die Tat umsetzt und die Gaslieferungen stoppt, "zumal doch Europa sehr unterstützend in der Ukraine engagiert ist. Zum Zweiten aber haben wir in der Northstream-Pipeline noch freie Kapazitäten. Und Brüssel muss sich damit beschäftigen, wie diese Kapazitäten genutzt werden können, um Europa sicher zu versorgen."

Kein Engpass

Aber selbst wenn der Transport stockt oder gar unterbrochen ist - der OMV-Chef erwartet für und in Österreich keinen Versorgungsengpass. Europa sei zurzeit noch mit Gas überversorgt. Die OMV habe die Speicher auf 88 Prozent aufgefüllt. "Es ist genügend Gas vorhanden, und die Preise sind im Sinken." Mit Preissteigerungen rechnet Gerhard Roiss angesichts der Spannungen zwischen Russland und der EU nicht. Es gebe langfristige Verträge. Auch werde die OMV kein Kapital aus der aktuellen Lage ziehen. Gas werde weiterhin teurer eingeführt als verkauft - "ein Verlustgeschäft, was die Importe betrifft", so Roiss.

20 Prozent in Krisenländern

Die Krise ist eine von mehreren Problemen, die den Mineralölkonzern beschäftigen. Der Bürgerkrieg in Libyen hat zu wieder Produktionsausfällen geführt. Negativ schlägt sich ebenso die politische Lage im Jemen zu Buche. Doch 80 Prozent der Produktion sei in krisensicheren Ländern, hebt Roiss hervor. Hinzu kommen der schwächere Dollar und - im Vergleich etwa zu Libyen höhere Produktionskosten in Norwegen sowie vor Schottland. Alles andere als geschmiert läuft auch das Raffinieriegeschäft. Wenn die OMV das Rohöl zu Treibstoff verwandelt, sinken die Erlöse, weil das Angebot größer ist als die Nachfrage. Unter dem Strich schreibt die OMV für das erste Halbjahr einen Betriebserfolg von 900 Millionen Euro - vor einem Jahr war es, bei einem etwas höheren Umsatz, um eine Milliarde mehr.