Androsch kritisiert Regierungsspitze

Mehr Geld für die Forschung fordert der wichtigste Berater der Bundesregierung in dieser Frage, Ex-SPÖ-Finanzminister Hannes Androsch, seit vier Jahren Vorsitzender des österreichischen Forschungsrates. Der nun vermutlich scheidenden Technologie-Ministerin Doris Bures (SPÖ) stellt er ein gutes Zeugnis aus, das Problem liege an der Regierungsspitze, sagt Androsch.

Morgenjournal, 18.8.2014

"Andere Prioritäten setzen"

Überfüllte Unis, zu wenig Geld für die Forschung, gute Wissenschaftler gehen ins Ausland - diese Probleme wird Forschungsrats-Vorsitzender Hannes Androsch bei den Technologiegesprächen im Europäischen Forum in Alpbach in Tirol ansprechen. Vom Ziel, Forschungsspitzenreiter in Europa zu sein, ist man bereits meilenweit entfernt. Im europäischen Innovations-Ranking ist Österreich von Platz 6 auf 10 zurückgefallen. Der Grund: Geldmangel. Österreich spare eben am falschen Fleck, sagt Androsch. 400 Millionen Euro mehr im Jahr bräuchte es für die Forschung: "Das ist weniger als die Ökostrom-Förderung und die Biotreibstoffförderung, die 600 Millionen kostet."

Den zuständigen Ressortchefs Doris Bures und Reinhold Mitterlehner stellt Androsch ein gutes Zeugnis aus. Für die falsche Ausgabenpolitik macht er die Regierungsspitze verantwortlich: Bundes- und Vizekanzler müssten als Parteivorsitzende andere Ausgabenprioritäten setzen und nicht die Minister, die sich bemühen, im Trockenen sitzen lassen, siehe die Universitäten."

Bei Agrar- und Familienförderungen kürzen, meint also Androsch - neue Steuern kommen für den Ex-SPÖ-Finanzminister nicht in Frage, und auch von der Forderung seiner Partei nach einer Millionärssteuer hält er nichts: "Das ist eine Ablenkung. Die würde schon nach der Mengenlehre nicht die Mengen bringen. Das löst das Problem sicher nicht."

"Das Richtige tun, egal wo"

Besonders wichtig sind für den obersten Forschungsberater der Bundesregierung die Anwendungen in der Industrie. Hier ist gerade weltweit die vierte industrielle Revolution im Gang, auch Industrie 4.0 genannt. Nach Dampfmaschine, Fließband und Automation geht es nun um intelligente Maschinen und ihre Vernetzung untereinander. Etwa wenn eine Holz verarbeitende Maschine selbständig Material nachbestellt. Österreich hinkt hier anderen Ländern hinterher, sagt Androsch: "Wenn wir Maß an Deutschland, der Schweiz, Schweden, den Vereinigten Staaten, Japan nehmen, dann haben wir einen beträchtlichen Nach- und Aufholbedarf."

Androschs Botschaft in Alpbach wird also lauten: Mehr Geld für die Forschung, "und das als Unterstützung der dafür zuständigen Minister über jene, die die Budgetsituation zu verantworten haben." Wobei der Finanzminister bei den Technologiegesprächen gar nicht anwesend ist. "Wobei, wo er das Richtige täte, ist völlig gleich. Da kann er auf den Fidschi-Inseln sitzen. Nur machen muss er es", sagt Hannes Androsch in Richtung Finanzminister Michael Spindelegger (ÖVP).