"Schoßgebete" folgen "Feuchtgebieten"

Als frech-gewitzte Fernsehmoderatorin hat Charlotte Roche für hohe Einschaltziffern gesorgt, jetzt schreibt sie provokante Romane, die sich millionenfach verkaufen. Und die Produzenten stehen Schlange, um ihre Bücher zu verfilmen. Letztes Jahr erregte und ekelte die "Feuchtgebiete"-Verfilmung - und war ein Kassenschlager. Morgen kommt die Verfilmung ihres zweiten Romans in die Kinos: "Schoßgebete" schlägt tragische Töne an, denn in diesem Film offenbart sich auch die reale Tragödie der Privatperson Roche.

Morgenjournal, 18.9.2014

2001 wollte Charlotte Roche in London heiraten, doch bei der Anreise kam es zu einem Horrorunfall, bei dem ihre Mutter schwer verletzt wurde und ihre drei Brüder ums Leben kamen. Mit diesem traumatischen Erlebnis versucht die Protagonistin in "Schoßgebete" fertig zu werden.

Seit Jahren schon pilgert die junge Frau deshalb zu ihrer Therapeutin, um ihre Panikattacken und ihren Kontrollwahn in den Griff zu bekommen. Ohne allerdings große Fortschritte zu machen. So ändert sie etwa alle paar Wochen ihr Testament. Die regelmäßigen Therapiesitzungen bilden den roten Faden der Geschichte. Dass hier eine Patientin ihrer Therapeutin berichtet, erklärt auch den offenen und ungeschminkten Tonfall des Films.

Die große Stütze im Leben der traumatisierten Protagonistin ist ihr Mann, und der Sex wird, wie schon in "Feuchtgebiete" auch in den "Schoßgebeten" explizit geschildert. Gemeinsame Besuche in Sex-Shops und bei Prostituierten inbegriffen, wobei letztere recht abrupt enden können.

Es wird viel und viel Verschiedenes verhandelt in den "Schoßgebeten" und zusammengehalten wird alles das durch Charlotte Roches Sprache. Auch der Film braucht die Stimme der Protagonistin aus dem Off, um nicht auseinanderzufallen. Das ist aber kein gutes Zeichen und vielleicht sollte man sich deshalb damit abfinden, dass sich gewisse Bücher einfach nicht zur Verfilmung eignen, auch wenn es für findige Produzenten naturgemäß schwierig ist, die Finger von Bestsellern wie den "Schoßgebeten" zu lassen.