Korrupte Medizin - ohnmächtige Patienten

Privatpatienten, die plötzlich schnell einen Operationstermin bekommen oder undurchsichtige Beschaffung von medizinischen Geräten - Korruption im Gesundheitssystem kann viele Facetten haben, es muss nicht immer die klassische Kuvert-Medizin sein. Laut Transparency International werden in Österreich bis zu zehn Prozent der Gesundheitsausgaben durch Korruption verschwendet. Patientinnen und Patienten fühlen sich dem System oft ausgeliefert.

Morgenjournal, 3.11.2014

Dass sie erst nach hartnäckigem Nachfragen über eine Behandlung aufgeklärt wird, dass sich während der Therapie nach der Brustkrebs-Diagnose kaum eine Ärztin oder ein Arzt namentlich bei ihr vorstellt, diese Erfahrungen macht die 49jährige Frau, die auf Wunsch anonym bleibt, gleich zu Beginn ihrer Therapie. Selbstverständlich ist das nicht Korruption, aber es erhöht den Druck auf die Patienten, wenn derart banale Dinge nicht funktionieren, sagt sie. Ebenso wie das lange Warten auf Befunde bei der Diagnose Krebs.

Ich habe die selben Fragebögen zigmal ausgefüllt, berichtet die Patientin, niemand hat sich für meine Vorbefunde interessiert, und trotz vereinbarter Termine stand ich oft vor verschlossenen Türen. Auch das vielleicht nur schlechte Organisation.

Als der Patientin aber nach der ersten Operation mitgeteilt wird, dass noch eine zweite nötig sei und ihr eine Ärztin im Krankenhaus die Visitenkarte eines plastischen Chirurgen in die Hand drückt, drängt sich der Verdacht der Korruption bereits auf. Bei diesem Arzt solle sie sich in dessen Privatordination beraten lassen - und das natürlich privat bezahlen.

Und gleich nach der Operation sitzt schon am frühen Morgen jemand von einem großen Heilbehelfs-Unternehmen am Krankenbett der Patientin. Ob das Spital die Krankengeschichte ohne Zustimmung an die Firma weitergibt, fragt sich die Patientin, und was die Firma wohl damit macht. Mittlerweile ist die Frau als tumorfrei entlassen, der Umgang mit Patienten sei jedenfalls ein Armutszeugnis.